"Voyage, voyage" - Reisen nach Frankreich
Rückblick: Fahrten 2019/20
Fester Bestandteil des Schulfahrtenprogramms am Adolfinum ist die Drittort-Begegnung der Französischschülerinnen und -schüler des Jahrgangs 9. Doch auch für die Französisch-Schülerinnen und Schüler der Oberstufe ergeben sich immer wieder Gelegenheiten, unsere französisch-sprachigen Nachbarländer gemeinsam mit ihren Kursen zu bereisen. Im Folgenden finden sich zwei Berichte mit einigen Impressionen, die beispielhaft für die verschiedenen Reisen in der Oberstufe am Adolfinum sind.
Au voyage – une semaine au paradis?
Kursfahrt der Leistungskurse Französisch (Marco Petering) und Deutsch (Regine Meyering) (2018/2019)
Fragt man Deutsche, was sie mit unserem französischen Nachbarland verbinden, nennen in repräsentativen Umfragen fast alle Befragten: Baguette, Wein, Käse und die französische Hauptstadt Paris. Dabei haben sich in den letzten Jahren die verschiedenen Regionen Frankreichs reichlich von der Hauptstadt Paris als Dreh- und Angelpunkt allen französischen Lebens emanzipiert. So sticht von Anfang an die Region PACA (Provence-Alpes-Côte d'Azur) heraus. Den „Midi“ (Südfrankreich) zum Ziel, als Unterrichtsgegenstand vorentlastet, hatte die Reise außerdem im Visier, die schier grenzenlose Diversität dieser Region, eine der touristisch am stärksten erschlossenen Europas, zu ergründen: die Alpen im Norden, die berühmten Städte wie Nice (Nizza), Cannes oder Marseille an der Küste und eine scheinbar unberührte Natur im Hinterland, deren Farben und Blütenpracht unzählige Künstler und Schriftsteller inspirierte und noch bis heute inspiriert.
Während sich der Deutschleistungskurs auf die Spuren der Kunstschaffenden machte und zum Thema „Reiseliteratur“ arbeitete, fokussierte sich der Französisch-Leistungskurs auf die Dokumentation eines einmaligen Reiseerlebnisses. Im Folgenden finden sich textlich und bildlich einige Impressionen dieser Reise.
Samstag, 06. April 2019: Nizza
Nach 17 Stunden Busfahrt kamen wir erschöpft, aber auch aufgeregt und neugierig an unserem Hostel in Nizza an. Für alle war sofort klar, dass wir unsere anstehende freie Zeit am Strand verbringen. Altstadt, sowie Promenade (die berühmte Promenade des Anglais): ein faszinierender Anblick.
Anschließend stand eine Stadttour mit einem französischen Guide an. Sie zeigte uns verschiedene Ecken und Sehenswürdigkeiten der Altstadt, unter anderem viele alte Steine und besonders schöne Kirchen. Nach der Führung gingen wir dann in kleineren Gruppen weiterhin die Stadt erkunden. Nizza ist eine der Städte mit den meisten Sonnenstunden Frankreichs. Durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem nutzt die Stadt die wenigen, aber intensiven Regentage zum Speichern des wichtigen Wassers.
Besonders beeindruckend ist das Licht in Nizza: Sonne und Architektur lassen die Stadt in einem besonderen Licht erscheinen, das unzählige Künstler zum Schaffen inspirierte. Für unsere gemeinsame Abendgestaltung gab es dann unter anderem eine kleine Tanzeinlage, gecoacht von Monsieur Petering.
Sonntag, 07. April 2019: Grasse Parfum
Unser Ausflug in die weltberühmte Parfum-Stadt Grasse (Patrick Süsskind: Das Parfum) stand ganz im Zeichen der Gerüche und des Geruchssinns. Bei der Besichtigung des Gallimard-Museums für Parfum-Herstellung erfuhren wir, dass dies die erste und älteste Parfum-Destillerie ist der Welt ist. Nach der Führung im Museum wurden uns bekannte Parfums vorgestellt und abgerundet mit zahlreichen Duftproben. Anschließend hatten wir natürlich auch die Möglichkeit diese Parfums zu kaufen. Darüber hinaus wurden uns Produkte wie zum Beispiel Seife mit Lavendelaroma angeboten, für die Grasse bekannt ist.
Parfumduft zu testen ist natürlich eine interessante Möglichkeit. Highlight des Tages war aber der Besuch in einem Parfum-Atelier, in dem wir unser eigenes Parfüm zusammengestellten, nachdem uns nach einer kleinen Einführung in die Geheimnisse der 'Nasen' (so werden die Duft-Kreateure genannt) die Zusammensetzung eines Parfüms erklärt wurde.
Montag, 08. April 2019: Aix-en-Provence
Wir sind gerade erst angekommen und trotzdem ist unsere Zeit in Nizza bereits vorbei. Nach einer erholsamen Nacht machen wir uns früh auf, um viel von dem bevorstehenden Tag zu nutzen. Die warme Sonne und die helle Stimmung erzeugten eine große Aufregung in jedem von uns und jeder wollte sehen, ob unsere Erwartungen erfüllt würden. Und ich kann euch sagen, „la Fontaine de la Rotonde“ und der „Cours Mirabeau“ übertrafen diese bei weitem.
Strahlend weißer Marmor schimmerte nur so unter den Alleen, als wir uns zu Fuß durch das pulsierende Zentrum von Aix-en-Provence bewegten. Die Statuen, die als nur eines der dekorativen Elemente fast jede Straßenecke schmückten, wurden allein von den stilvoll gekleideten, anmutigen Damen übertroffen. Während die Häuserfassaden durch interessante Architektur von den Schätzen ablenken, welche sich in ihrem Inneren verbergen, werden unseren hungrigen Blicke zunächst von den Restaurants und Cafés angezogen. Erst dann konnte man sich den Markengeschäften, aber auch lokalen Boutiquen mit ausgewählten Sortiment zuwenden. Eine Vielzahl von Möglichkeiten wurde uns geboten, wie wir unseren kurzen Aufenthalt besser verbringen konnten, als mit dem obligatorischen, stupiden Suchauftrag nach berühmten Objekten der Stadt. Dennoch war dieser mit einer zielgerichteten Gruppe, ein wenig Elan und geringem Interesse an überteuerten Gebrauchs- oder Konsumgegenständen der Stadt schnell erfüllt. Danach war es endlich möglich sich dem wahllosen Flanieren durch die Straßen zu widmen. Als unsere Füße müde wurden, fand man sich allgemein in eben den Cafés ein, die man vorher so achtsam gemieden hatte.
Als dann die derweil viel zu lang gewordene Zeit abgelaufen war, fanden wir uns alle zur Weiterfahrt wieder im Zentrum an den Bussen wieder. Das nächste Ziel war schon gesetzt und unsere treuen Busfahrer ließen uns sicher in Avignon ankommen. Durch den ereignisreichen Tag waren wir alle sehr erschöpft und wünschten uns alle nur ein weiches Bett und ein paar Stunden tiefen Schlafs. Die drei Wörter, mit denen wir am Ende jedes Tages das Geschehene zusammenfassen sollten, lauteten: „Strahlend“ und „Überwältigend“ und später „Blendend“, um Aix-en-Provence als Stadt zu charakterisieren.
Dienstag, 09. April 2019: Roussillon
Am Dienstag, den 09. April 2019, haben wir einen Ausflug zu dem Ockersteinbruch „Sentier des Ocres“ in Roussillon unternommen. Nach einer anderthalbstündigen Busfahrt haben wir den Ort erreicht, woraufhin wir selbstständig den Steinbruch erkunden konnten. Die spezielle Farbgebung der Steinfelsen, aus denen auch Malfarben gewonnen werden, verleihen der Umgebung ein besonderes Flair. Schon Künstler wie Vincent van Gogh nutzten diese Farben in ihren Werken und die Landschaft als Vorlage für zahlreiche Gemälde. Im Anschluss an die Tour konnten wir uns im Ort umsehen, der durch seine schönen Farben, verwinkelten Straßen und alten Gebäude eine idyllische Atmosphäre hat.
Mittwoch, 10. April 2019: Marseille
Nach einem Tag in der Natur in „Les sentiers des ocres“ gab es für uns mit Marseille das genaue Gegenprogramm. Durch die Stadtrundfahrt bekamen wir erste Eindrücke von der Stadt, mit der wir uns gezwungenermaßen schon seit einem halben Jahr im Unterricht beschäftigt hatten. Wir sahen den Hafen, der als Wahrzeichen von Marseille gilt, die „Porte de l‘orient“ und „Notre dame de la garde“. Trotz des anstrengenden Aufstiegs hat es sich gelohnt: von oben konnte man die ganze Stadt überblicken und wir sahen die verschiedenen Seiten („Les deux côtés“) der Stadt, die wir später auch selbst besichtigen konnten. Im arabischen Viertel erlebten wir das hektische Treiben auf dem Markt und aßen alle zu viel Couscous. Im Gegensatz zur lauten und geschäftigen Atmosphäre, die dort herrscht, stand das stille und entspannte Leben im Künstlerviertel. Nach dessen Besichtigung mussten wir uns leider schon wieder auf den Weg zurück nach Avignon machen, obwohl wir durch unseren kurzen Aufenthalt viel zu wenig Zeit hatten, um alle Facetten von Marseille zu erkunden.
Donnerstag, 11. April 2019: Avignon
Der letzte Tag unserer Reise startete mit einer großen Räumungsaktion direkt nach dem Frühstück. Als dann nur eine halbe Stunde zu spät alle Betten abgezogen, alle Schlüssel abgegeben und alle Koffer im Bus waren, gingen wir zu Fuß in die Innenstadt. Sobald die Stadtmauer hinter uns lag, teilte sich der Kurs auf, um eigenständig die Stadt zu erkunden. Nach einiger Zeit, die mit dem Einkaufen für die Rückfahrt, dem Beobachten einer Parade der Gelbwesten, oder einfach nur mit etwas Sightseeing verbracht wurde, trafen wir uns am Papstpalast wieder, um diesen gemeinsam zu betreten und zu erkunden. Der Palast wurde in der Zeit zwischen 1335 und 1440 als Residenz verschiedener Päpste genutzt, wobei der gesamte Bau erst 1370 fertiggestellt wurde. Bis heute wurde das Gebäude mehrmals saniert und wiederhergestellt. Das Museum im Inneren überzeugt mit einer eigenständigen Tour, die mit Tablets begleitet wird und einen mit einem kleinen Schatzspiel viel Spaß bereitet. Die einzelnen Räume wurden nur durch die lebendige Beschreibung des Tablets interessant und lebendig gestaltet. Am Ende des Tages traten wir dann außerhalb der Stadtmauern den Rückweg nach Deutschland an.
Paris, la France – un week-end à Paris.
"Paris à pied": Paris-Fahrt der Kurse F L1 und F G1 (der Q2)
Bereits ein ganzes Kalenderjahr vorher anvisiert, aber von den ersten Protesten der „Gelbwesten“ zunächst verhindert, geht es nun endlich los: Nach der Schule packen, über Nacht in den Bus und ohne Schlaf direkt los: Wir laufen! Métro-Ticket kaufen, wir laufen, in die Métro, wir laufen und da ist er: der Eiffel-Turm, wir laufen.
In zwei Tagen laufen wir 30 bis 40 Kilometer, Paris à pied (Paris zu Fuß), und erleben viele Orte, die wir aus dem Unterricht kennen, Wahrzeichen der Stadt, die international berühmt und bekannt sind und wir laufen. Auf unserem Weg durch die Stadt sehen wir die Gebäude, die Architektur, für die Paris bekannt ist, wir laufen. Einziger Moment des Sitzens: Die Fahrt in der Métro zurück zum Hostel und eine Tour mit den Bateaux Mouches.
Für mich als Französischlehrer ist bemerkenswert an dieser Fahrt: Mein Leistungskurs hat die Fahrt inhaltlich maßgeblich mitorganisiert, Routen durch die Stadt erstellt, sodass wir in kleinen Gruppen die Stadt besichtigen können, je nach Lust und Laune laufen. Und während wir durch die Stadt laufen sehen wir auch Dinge, die uns aus Moers nicht bekannt sind: clochards, Zeltstädte mit Geflüchteten, die sich mitten in der Stadt am Lagerfeuer wärmen, wir sehen die französische Militärpolizei, die uns mit den Worten: „Ah, les Allemands, Freunschaft!“ an den Straßensperren vorbeiziehen lässt, wir laufen vorbei an den Demonstrationen der „Gelbwesten“...
...und während wir nachts durch die Stadt laufen, machen wir halt am Eiffel-Turm und schauen aus einiger Entfernung herüber und bewundern das Lichtspiel.
Text: Marco Petering, Schülerinnen und Schüler des LK Französisch | Fotos: Marco Petering.
— [Thomas Kozianka]