Wissen, wie man Gänsehaut erzeugt: Leo Schwarz, Mika Berns, Luis Turnsek, Linus Christen, Simon Spitzer und Janosch Zwenger (v.l.n.r.).

Sieger des Schreibwettbewerbes der fünften Klassen stehen fest

Am Freitag, den 20. November 2020 konnten die Deutschlehrerinnen der fünften Klassen endlich die heiß ersehnten Preise für die besten Gruselgeschichten herausgeben, die dieses Jahr im Schreibwettbewerb der fünften Klassen eingereicht wurden. "Ob in längst vergangene Epochen des alten Ägyptens oder Griechenlands oder in gruselige Wälder zu Halloween – die Geschichten entführten uns in andere Welten", freut sich Lehrerin Katharina Grade über die vielen Beiträge.

Zum Dank für ihre Geschichten erhielten alle Schülerinnen und Schüler ein kleines Präsent. Die Gewinner des Wettbewerbes durften sich zusätzlich über Büchergutscheine freuen. "Die Jury war begeistert von der Vielzahl der eingereichten Texte und besonders der Qualität der Gruselgeschichten", so Grade: "Viel Spaß beim Lesen der prämierten Geschichten!"

  1. Platz: Luis Turnsek, 5a und Janosch Zwenger, 5b
  2. Platz: Leo Schwarz, 5c und Mika Berns, 5c
  3. Platz: Linus Christen, 5a und Simon Spitzer, 5c
1. Platz: Der Ausflug in den Tartarus von Luis Turnsek

Zeus brüllte vor Wut und sagte zu Dionysos, dem Gott des Weines: „Dionysos, du wirst erst wieder zum Gott werden, wenn du Prinzessin Pandora von Kolchis aus dem Tartarus befreit hast! ´´. Dionysos war entsetzt. Zeus packte Dionysos und warf ihn vom Olymp.

Dionysos fand sich am Eingang zum Tartarus wieder, dem schrecklichsten Ort im Universum. Dort lebten die schrecklichsten Monster. Dionysos hatte ein komisches Gefühl, dass er noch nie verspürt hatte. Ihm brach der Schweiß aus und er zitterte am ganzen Körper. Neben ihm lag ein Schwert aus himmlischer Bronze. Dionysos graute es davor, in den Tartarus zu gehen, aber er ging voller Angst und Furcht hinein. Er versuchte weiter normal zu atmen und erschrak. Die Luft war giftig und Dionysos bekam Todesangst. Mit jedem Atemzug fiel ihm das Atmen schwerer und er begann panisch zu röcheln. Im letzten Moment fiel ihm ein, dass sein Onkel Hades, der Gott der Toten, ihm erzählt hatte, dass auf den Feldern der Bestrafung der brennende Fluss Flegeton fließt, der heilende Kräfte besitzt. Dionysos taumelte mit letzter Kraft zum Flegeton, um seine Qualen zu lindern. Er trank von dem flüssigen Feuer und erbrach sich. Dionysos ruhte sich kurz aus, um seine Kräfte zu sammeln. Er hörte aus der Ferne ein schauriges Heulen und fragte sich, welche Monster ihm während seiner Aufgabe noch auflauern würden. Er bekam eine Gänsehaut. Trotzdem wanderte er mit dem Flegeton weiter, bis er an einem Abgrund stand. Er sah runter und sah nur Schwärze und Leere. Es stank nach Schwefel und Fäulnis. Langsam nahm die Dunkelheit vor ihm Gestalt an. Dionysos bekam Panik und wollte fliehen, doch er war zu entsetzt, um sich zu bewegen. Eine kratzige Stimme sagte: „Ich bin Nyx, die Göttin der Schwärze, der Nacht und der Monster.“ Sie stand auf einem Wagen, der von Vampirpferden gezogen wurde. Sie hielt eine Peitsche aus gruseligem, leuchtendem Mondlicht in der Hand. Dionysos hatte das Gefühl zu schrumpfen. Am liebsten hätte er sich aufgelöst.

Er spähte noch einmal hinter Nyx in den Abgrund. Ein dunkler, schrecklicher, schwarzer Palast erhob sich hinter Nyx aus der Dunkelheit. Dionysos schaute panisch hin und her. Vor ihm lag der schwarze Abgrund und er wusste nicht, was ihn dort erwarten würde. Aber bei dem Blick hinter sich sah er in die schwarzen, leblosen Augen von Nyx und entschied sich für das Unbekannte vor ihm. Dionysos dachte: „Ich bin verrückt“, und sprang in die Schwärze zu dem Hof des Palastes hinunter. Dionysos rannte los, um Nyx zu entkommen. Nyx kreischte und die Vampirpferde galoppierten los. Dionysos hatte große Angst, gefangen zu werden, denn wenn er in Nyx‘ Finger geraten würde, würde sie ihn mit ihrer Mondlichtpeitsche auspeitschen, bis er sich in Finsternis auflösen würde. Dionysos entdeckte am Ende des Palastes ein Licht und rannte noch schneller. Nyx kreischte hinter ihm fürchterlich und Dionysos hatte schreckliche Angst. Er versuchte noch schneller zu rennen, aber seine Kräfte waren langsam am Ende. Dionysos sprang auf das Licht zu und auf einmal war der dunkle Palast hinter ihm verschwunden und mit ihm verschwand auch Nyx.

Dionysos machte eine kleine Pause, erleichtert, dass er Nyx entkommen war und lief dann weiter. Plötzlich hörte er ein fürchterliches Zischen und bekam erneut eine Gänsehaut: „Wir sind die Arai, die Geister der Flüche.“ Ihre Gesichter waren alt, faltig und fett. Sie hatten ledrige, viel zu kleine Fledermausflügel und anstelle von Fingern hatten sie Krallen. Die Arai stürzten sich auf Dionysos und versuchten ihre Krallen in seinen Hals zu schlagen. Ihm gefror das Blut in seinen Adern. Dionysos zog sein Schwert und begann zu kämpfen. Er durchschnitt eine Arai in der Mitte und auf einmal bekam er fürchterliche Kopfschmerzen und gelbe Lichter tanzten vor seinen Augen. Dionysos dachte: „Ich kann sie nicht töten. Sonst trifft mich der Fluch, den diese Arai verkörpert hat.“ Er hackte sich mit seinem Schwertgriff den Weg durch die Arai frei. Als er sich durch das Heer gekämpft hatte, rannte er los. Ein paar Minuten später hatten die Arai offenbar aufgegeben, ihn zu verfolgen.

Er stand an einem kleinen Felsvorsprung und sah hinunter. Dionysos erschrak bei dem Anblick, der sich ihm bot: Eine riesige Armee aus Monstern stand in der Tiefe. In der Mitte, an einem Felsen, war ein schönes Mädchen angekettet. Dionysos wusste, wer das sein musste. Es konnte nur Prinzessin Pandora sein. Plötzlich packte ihn eine raue Hand von hinten am Genick und Dionysos bekam einen Schlag auf den Kopf. Als Dionysos wieder erwachte, war er nicht mehr an dem Felsvorsprung an der Klippe, sondern auf einer finsteren, unheimlichen Lichtung. Er war an einen Stock gefesselt und wurde wie ein Wildschwein über einem lilafarbenen Feuer gedreht. Er sah zwei riesige Riesen mit Reptilienfüßen. Der eine Riese hatte Dreadlocks, der andere Riese hatte Basilisken als Haare. Ein Basilisk sieht aus wie eine normale, armlange Schlange mit einer Halskrause, aber die Berührungen der Schlangen sind giftig und sie können Feuer speien. Dionysos erkannte die beiden und eine wahnsinnige Angst erfasste ihn. Er hatte es nun mit Pophyrion und Polybotes zu tun. Dionysos versuchte einen Ausweg zu finden, aber seine Zeit wurde langsam knapp. Und plötzlich fiel es ihm ein: „Konnten die Giganten nicht nur mit der Hilfe eines Gottes und eines Halbgottes getötet werden?“ Dionysos drehte sein Handgelenk so, dass er seinen Schwertgriff zu packen bekam und durchschnitt mit dem Schwert seine Fesseln. Pophyrion und Polybotes unterhielten sich gerade darüber, wie sie den kleinen Sterblichen am besten würzen konnten. Dionysos schlich sich ganz langsam von der Lichtung, auf der er sich befand. Er schaffte es, unversehrt einhundert Meter von der Lichtung wegzukommen und war erleichtert, den Giganten entkommen zu sein.

Diesmal näherte er sich der Monsterarmee von vorne. Plötzlich hörte er ein Zischen. Dionysos traute seinen Augen nicht. Kampe, ein Monster mit Schlangenschwanz, vor Gift triefendem Skorpionstachel am Rücken, Bestienköpfen an den Beinen und Schlangenhaaren trampelte um die Ecke. Sie zischte und fauchte: „Ich reiße dir den Kopf vom Hals!“ Dionysos drehte fast durch vor Angst. Er zog sein Schwert. Dionysos griff Kampe mit letzter Verzweiflung an. Kampe griff Dionysos ebenfalls an. Als ihn der Skorpionstachel fast berührte und ihm das Herz fast vor Angst stehenblieb, krachte ein Felsbrocken auf Kampe. Kampe löste sich in eine Lache aus graugrünem, giftigen Matsch auf. Der Gestank, der dabei entstand, war schrecklich.

Er zog sich in eine Felsspalte zurück, um Kraft zu tanken. Dionysos machte sich bereit, in ein paar Stunden Prinzessin Pandora zu befreien. Als es so weit war, hielt er das das Schwert wie eine Lanze vor sich und stürmte durch die Armee der Monster. Immer, wenn ein Monster vor ihm stand und von dem Schwert aus himmlischer Bronze berührt wurde, löste es sich in gelben Monsterstaub auf. Dies war das Besondere an himmlischer Bronze: Sie tötete alle Monster. Dionysos war sich fast sicher, dass sein Plan schiefgehen würde, aber ihm blieb keine Wahl, wenn er zurück auf den Olymp wollte. Also rannte er weiter und war dankbar, dass ihn das Schwert rettete, denn alleine hätte er es nicht geschafft. Schließlich stand er genau vor Pandora. Selbst in Ketten, mit zerrissenen Kleidern sah sie umwerfend aus. Dionysos zerschlug mit seinem Schwert die Ketten, die Pandora festhielten und sie fiel erschöpft in seine Arme. Noch während Dionysos im Tartarus war, machte Zeus ihn wieder zu einem Gott. Dionysos packte Pandora und flog mit ihr wieder hoch zur Oberwelt. Dionysos machte Pandora zu seiner unsterblichen Gemahlin und nahm sie mit auf den Olymp.

1. Platz: Imhotep und Amenophis von Janosch Zwenger

Es war Sonntagnachmittag. Jonas saß schon seit Stunden an seinem Schreibtisch über dem Referat für die Schule. Ägypten. Blödes Thema. Er wollte lieber mit den anderen zum Handball. Aber nein, er musste hierbleiben. Was soll er schon über Pharaonen und ihre Gräber, Schreiberschulen und Götter wissen? So ein Blödsinn. Seine Geschichtslehrerin Frau Schilling hatte gesagt, er müsse morgen schon das Referat halten. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Er musste sich etwas einfallen lassen. Also nochmal von vorne. Der erste Herrscher über ganz Ägypten war Narmer, genannt Menes. Die Pyramiden wurden 2650 v.Chr. von dem Baumeister Imhotep erbaut……

„Diese faulen Kerle…!“, schrie plötzlich jemand. „Meine Pläne … die Steine müssen hier rein!“ „Nein, Herr, wir gehen nicht mehr in die Pyramiden!“ „Niemals!“ Die Sklaven wollten nicht an der Pyramide weiterbauen. Sie glaubten, dass es in der Pyramide spukte. Einer von ihnen hatte grünen Rauch aus einer Wand kommen sehen. Ein anderer hörte ein Kratzen hinter einer Mauer. Noch ein anderer hatte hunderte Skarabäen in einen Spalt zwischen Felsgesteinen verschwinden sehen. Sie weigerten sich nochmal, dort hinein zu gehen. Aber immer, wenn Imhotep die seltsamen Dinge selbst anschauen wollte, waren sie weg. Plötzlich sah er Jonas. „Wer bist du denn, Junge? Woher kommst du? Warum bist du nicht in der Schule?“, rief er Jonas zu. Jonas erschrak. Wo war er bloß? Wieso war er nicht zu Hause in seinem Zimmer? „Ich bin Jonas! Aus Deutschland!“ antwortete Jonas. „Wo ist denn Deutschland? Ach, vergiss es!“ Imhotep drehte sich um, ließ Jonas einfach stehen und machte sich auf den Weg in die Pyramide.

Was ging hier vor? Neugierig lief Jonas dem Baumeister nach, immer tiefer in die Pyramide hinein. Hätte er gewusst, was ihn dort alles erwartete, wäre er sicherlich nicht so einfach in die Pyramide hineingelaufen. Links und rechts sah er nur die hohen Steinwände und ein paar Fackeln, die den Gang hinunterführten. Plötzlich blieb Imhotep stehen. Sie befanden sich auf einmal in einem großen Raum. Imhotep schien ihn zu untersuchen. Er sah sich um und lief die Wände entlang. Er tastete und klopfte sie ab. Er suchte nach Kratzspuren und Lücken. Aber nichts. „Mist, was haben die Sklaven hier bloß gesehen!“, fluchte er. Dann entdeckte er Jonas und dass dieser ihm nachgelaufen war. „Was willst du denn hier?“, fragte er ärgerlich. Jonas wusste nicht, was er antworten sollte. „Ich war nur neugierig. Wovor haben die Arbeiter so viel Angst gehabt?“ „Die Sklaven trauen sich nicht mehr hier hinein, weil sie grünen Nebel gesehen und ein komisches Kratzen gehört haben. Sie haben erzählt, dass hier hunderte Käfer sind. Aber ich finde hier nichts.“ Jonas wollte gerade anbieten, ihm bei der Suche zu helfen, als auf einmal ganz deutlich ein leises Knarzen zu hören war. Sie erschraken und schauten sich an.

Sie hatten es beide ganz genau gehört. Die Arbeiter hatten recht. Hier spukte es. Aber woher kam es? „Was war das?“, flüsterte Imhotep Jonas zu. Jonas stockte der Atem und er sah sich zu allen Seiten um, aber auch er konnte nichts erkennen. Plötzlich fuhr ein Windstoß in die Grabkammer, was unmöglich war, so tief in der Pyramide. Jonas bekam eine Gänsehaut. Was sollten sie nur tun? „Lasst das! Was soll dieser Unfug? In meiner Pyramide kann es keine Geister geben“, rief Imhotep und sein Echo war in der ganzen Pyramide zuhören. Aber es rührte sich nichts. Eine Weile warteten sie, aber das Geräusch kam nicht wieder. Sie dachten schon, dass sie sich das nur eingebildet hatten. Sie wollten sich gerade auf den Weg zurück machen, als sie in einem Gang auf der anderen Seite der Grabkammer einen schnellen Schatten vorbeihuschen sahen. Imhotep schnappte sich einen herumliegenden Holzbalken und eine Fackel und rannte dem Schatten hinterher. Jonas hatte zwar ein mulmiges Gefühl, aber er lief ihm nach. Alleine wollte er ihn dieser gruseligen Grabkammer auch nicht bleiben. Aber sie kamen nicht weit. Plötzlich standen sie mitten in einer grünen Wolke und konnten die Hand nicht mehr vor den Augen erkennen. Wo kam dieser Nebel nur her? Es war auf einmal eiskalt um sie herum und Jonas fror. Er begann zu zittern und seine Zähne klapperten. Imhotep versuchte die Wolke zu durchqueren und fuchtelte wie wild mit der Fackel um sich. Jonas merkte, dass auch er nichts sehen konnte. Aber was war das? Plötzlich lief ihm ein Schauer den Rücken hinunter. Eine eisige Hand hatte ihn an der Schulter gepackt. Der Schrei blieb ihm im Hals stecken und er wirbelte herum. Doch da war es auch schon wieder vorbei. Ganz unerwartet löste sich die grüne Wolke auf einmal wieder auf und die Kälte verschwand. Außer ihm war da nur Imhotep. Sie sahen sich um, aber der Schatten war auch nicht mehr zu sehen.

Jonas grübelte, wer steckte hinter dem Ganzen? „Ich sollte dich jetzt nach Hause bringen. Ich werde mit den Soldaten des Pharaos wiederkommen und den Flüchtigen aufspüren“, entschied Imhotep und marschierte in die Richtung, wo der Ausgang lag. Aber plötzlich trat Imhotep auf einen Stein, der unter seinem Fuß nachgab. Eine riesige Klappe über dem Gang vor ihnen tat sich auf und schüttete unzählige schwarze, blau-grün schillernde runde Käfer vor ihre Füße. Sie krabbelten in alle Richtungen. Sie waren so groß wie Coladosen. Jonas konnte einen Schrei nicht mehr zurückhalten und aus dem Inneren der Pyramide war ein schauriges, angsteinflößendes Lachen zu hören. Imhotep und Jonas konnten sich nur noch umdrehen und wieder zurück in die Pyramide rennen, um den Skarabäen zu entkommen. Völlig außer Atem erreichten sie wieder die Grabkammer. „Wo kamen diese Käfer plötzlich her?“, keuchte Jonas. „Ich kann es mir auch nicht erklären!“, antwortete Imhotep und schnappte nach Luft. Jonas fand, dass die Pyramide immer grauenvoller wurde. Erst dieses Knarzen, dann erfroren sie beinahe im grünen Nebel und jetzt auch noch die Käfer. Die Arbeiter hatten Recht mit ihrer Behauptung. In dieser Pyramide ging es nicht mit rechten Dingen zu.

„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Jonas ängstlich. „Wir müssen diesem Gauner eine Falle stellen. Aber erst bringe ich dich nach Hause. Das hier ist nichts für kleine Jungen“, sagte Imhotep. „Und wie soll das klappen? Ich kann doch helfen“, versuchte Jonas Imhotep zu überzeugen. Jonas wollte nicht nach Hause. Wie sollte er auch dorthin kommen? Er wusste ja gar nicht, wie er hergekommen war. „Ok. Dann eben wir zwei zusammen. Du lockst ihn hier her und ich … das wirst du dann schon sehen.“ Jonas konnte nicht glauben, dass er das tat, aber er hatte versprochen zu helfen. Er musste nun auch sein Wort halten. Laut schimpfend ging er durch die Grabkammer, während Imhotep sich in einer Ecke versteckte. „Ich habe keine Angst! Komme nur raus, du Ganove! Ich werde dir schon das Handwerk legen! Warte nur, bis ich dich gefunden habe!“ So verstrich die Zeit, aber nichts geschah. „Ich glaube, wir können den Plan aufgeben, er kommt wahrscheinlich nicht mehr zurück“, sagte Jonas nicht mehr so überzeugt. Er lehnte sich an den Sarkophag in der Mitte der Grabkammer und verschob dabei aus Versehen den Deckel. Plötzlich trat grüner, kalter Nebel aus dem Sarkophag und eine mit dünnen Stoffbinden umwickelte Hand griff nach Jonas. Jonas schrie auf, doch da rief jemand: „Bitte nicht schon wieder so laut schreien.“ Vorsichtig schauten Jonas und Imhotep in den Sarkophag und entdeckten eine Mumie. Sie sah sie mit leuchtenden Augen an. Sie wollten Reißaus nehmen, aber da flüsterte die Mumie: „Ich will euch nichts tun, ich bin der Geist Amenophis, der IV.“ Der Mumien-Geist stieg aus dem Sarkophag und sah von Nahem betrachtet eigentlich ganz nett aus. Müde beschwerte sich Amenophis nun bei Jonas und Imhotep: „Ihr Menschen seid immer so laut!“ Imhotep überlegte kurz und da fiel ihm etwas ein. „Sag mal: Kannst du bei dem Lärm, den die Sklaven machen, überhaupt ruhen?“, fragte Imhotep. „Nein“, flüsterte Amenophis und gähnte. Nun erzählte Imhotep vom Auftrag des Pharaos, die Pyramide moderner zu machen, und Amenophis erklärte, wie er versucht hatte, die Störenfriede wegzugruseln. Da nutzte Jonas die Gelegenheit, um Imhotep und Amenophis über Ägypten auszufragen. Sie erzählten von mächtigen Pharaonen, von der Entstehung der Pyramiden, über reiche Dynastien und rätselhafte Hieroglyphen … Jonas Augen wurden immer schwerer und irgendwann schlief er ein.

„Mensch Jonas, du bist ja immer noch nicht fertig! Wir wollen jetzt Kuchen essen“, rief da eine Stimme. Es war seine Mutter. Jonas schreckte hoch. Wo war er? Wo waren die Mumie und sein Freund Imhotep? Er war wieder in seinem Zimmer. Er war tatsächlich eingenickt. Jonas überlegte kurz und schrieb dann ein super Referat über Ägypten für die Schule. Und zur Belohnung gab es Mamas berühmten Pyramidenkuchen.

2. Platz: Böse Überraschung von Leo Schwarz

Es war schon spät und Herr Kaba stand dick eingepackt an der Bushaltestelle. Es war Halloween. Der Wind wehte und der Regen prasselte auf das Dach. Als der Bus verspätet ankam, sah Herr Kaba, dass das Fahrzeug komplett leer war. Im funzeligen Licht einer Laterne erkannte er, dass die Glasscheiben des Busses voller Blut waren. Herr Kaba schreckte zurück, aber er dachte, dass es nur ein Bus mit Halloween-Motto war. Als die Türen aufgingen, waren die Sitzpolster zerrissen. Er hatte schon ein ungutes Gefühl. Er stieg ein. Die Türen verriegelten sich. Plötzlich fuhr der Bus los und beschleunigte wie verrückt. Herr Kaba rutschte weg. Er flog durch den halben Bus. Er suchte einen Stoppknopf, aber es gab keine Knöpfe. Als Herr Kaba sich aus Sicherheitsgründen hinsetzen wollte, sah er eine Leiche! Ihre Augen kullerten auf dem Boden herum. Er wusste jetzt, dass das hier kein Halloween-Motto-Bus war. In dem Moment hatte Herr Kaba Todesangst. Dann fiel ihm ein, dass es ja Rettungshammer für die Scheiben gab. Doch es gab keine, sondern nur Spitzhacken aus geschnitzten Menschenknochen. Das war so gruselig, dass Herr Kaba ernsthaft überlegte, mit seinem Kopf die Scheibe einzuschlagen. Er kam zur Besinnung und tat es nicht.
Als er aus der blutverschmierten Windschutzscheibe schaute, wurde er von dem grellen Vollmond geblendet. Plötzlich hörte er ein lautes Knurren! Es kam vom Busfahrer! Herr Kaba schaute zurück zu der Leiche und sah etwas glänzen. Es war ein goldenes Butterfly-Messer. Er klappte es auf und stellte sich konzentriert und kampfbereit in den Gang. Als auf einmal ein zähnefletschender Werwolf durch den Gang rannte, rammte er ihm das Butterfly-Messer in den Bauch! Doch der Werwolf war noch nicht geschwächt. Er biss Herrn Kaba ins Bein! Es war eine stark blutende Wunde. Herr Kaba stach dem Werwolf noch zehnmal in den Bauch. Als dieser in den Hals von Herrn Kaba beißen wollte, schlitzte Herr Kaba ihn auf! Der Werwolf fiel nach hinten um, als wäre er ein Sack Kartoffeln. Herr Kaba wollte nach vorne, um den Bus anzuhalten, der immer noch durch die Nacht raste. Doch plötzlich spürte er etwas Haariges am Knöchel! Als Herr Kaba sich mit seinem Messer umdrehte, sah er, dass es dicke Maden mit Borsten waren. Sie krochen aus dem Werwolf heraus durch den ganzen Bus und manche setzten sich schon in die Augen der menschlichen Leiche!
Er stellte seinen Fuß auf die Bremse. Der Bus hielt an einem Waldrand. Die Bäume trugen keine Blätter, und die Eichen sahen aus wie leblose Gestalten. Plötzlich hörte Herr Kaba den Schrei einer Frau. Er hoffte, dass es ein Teenie war, der Halloweenstimmung machen wollte. Auf jeden Fall wollte Herr Kaba so schnell wie möglich aus dem Bus raus. Er drückte auf irgendeinen Knopf, und die Türen öffneten sich. Das Messer nahm er vorsichtshalber mit. Er sah einen kleinen Weg durch den Wald. Herr Kaba hatte ein ziemlich schlechtes Gefühl im Bauch, als er den Wald Weg betrat. „Einfach laufen, einfach laufen, einfach laufen“, summte Herr Kaba, damit er weniger Angst hatte. Doch da hörte er einen knackenden Ast. Und da war sie wieder: Die Angst.
Er drehte sich die ganze Zeit vorsichtig um sich selbst. Und so schaffte er in einer Minute nur ungefähr zehn Meter. Auf einmal hörte er einen Schuss! Als er 200 Meter weiter ging, sah er in dem dichten Wald eine zitternde Frau. Sie hatte einen großen Blutfleck auf ihrer Bluse. In der rechten Hand hatte sie einen Revolver, und in der anderen eine Silberkugel. „Hast du den Werwolf besiegt?“, fragte Herr Kaba stotternd. Die Frau sagte stolz: „Ja! Das Monster kam auf mich zugerannt, und ich jagte ihm die Kugel zwischen die Augen!“ Beeindruckt sagte Herr Kaba: „Woher hast du den Colt?“ „Von meinem Mann. Er sagte, ich soll ihn immer dabei haben. Und siehe da! Der Revolver ist immer im Strumpf.“ Herr Kaba ging nach Hause. Auf dem Weg sah er den Nachbarsjungen. Er rief: „Hallo.“ Als der aber in Herrn Kabas Gesicht schaute, rannte er schnell weg. Zuhause machte Herr Kaba das Radio an: „Achtung - eine wichtige Durchsage: Heute Abend sind drei Werwölfe gesichtet worden! Zwei davon wurden schon getötet. Aber einer ist noch da draußen! Also, verrammelt eure Türen! Macht keinem die Tür auf!“

Als Herr Kaba sich auf die Couch setzte, sah er einen großen Kratzer an seinem Oberschenkel. Er dachte sich nichts dabei. Als er sich eine Tüte Flips holen wollte, kam er an seinem großen Fenster vorbei. Auf einmal spürte er, wie sein T-Shirt zerriss. Ihm wuchsen lange Borsten. Seine Fingernägel wurden lang und spitz. Herr Kaba bekam Reißzähne. Auf einmal rannte er zur Tür und zerschlug sie! Er rannte auf die Straße und riss ganze Bäume um. Herr Kaba rannte durch die Straße. Als er am Haus des Nachbarn stand, machte blitzschnell eine Frau auf, und schoss dem Werwolf gezielt in den Bauch. Es war die Frau aus dem Wald. Herr Kaba sackte zusammen. Die Frau sagte: „Der letzte Werwolf! Ein Verräter also.“
Und die nächste Silberkugel suchte seine Stirn und fand sie.

2. Platz: Das Halloween-Monster von Mika Berns

„Ich bin das Halloween-Monster!“, krächzte Juliane, während sie ihren Koffer auspackte. Denn sie und ihre Freundin Lara verbrachten Halloween in einer alten Burg, die eigentlich eine Jugendherberge war, die den beiden aber ausnahmsweise zur Verfügung gestellt worden war. „Mensch Juliane!“, schrie Lara, die sich fast zu Tode erschreckt hätte, „Was ist denn bitte in dich gefahren!? Außerdem wissen wir beide, dass es das Halloween-Monster nicht gibt!“ Darauf hatte Juliane sofort eine Antwort parat: „Wer weiß! Angeblich soll in dieser Burg ein Geist spuken, der seit etlichen Jahren die Besucher der Herberge heimsucht und sie vertrei-ben will. Seitdem hat die Herberge einen viel schlechteren Ruf… Einige der Besucher mein-ten sogar, einen Mönch gesehen zu haben. Die meisten aber redeten von einem Henker. Au-ßerdem erzählt man sich, dass der Geist der alte Graf sei, der vor vielen Tausend Jahren hier auf der Burg vergiftet wurde. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Henker wirklich irgendwen umbringen sollte. Wirklich Lara! Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut.“
Lara machte ein skeptisches Gesicht. Juliane gab trotzdem nicht auf und versuchte ihre Freundin irgendwie mit der Nachricht aufzuheitern, dass ein alter Graf in der Burg herumwu-selte: „Naja. Sieh es positiv, Lara. Wenn alles nach Plan läuft, sind wir ganze drei Tage hier und ein alter schrumpeliger Geist wäre doch die perfekte Voraussetzung für Halloween.“ Das jedoch heiterte Lara nicht auf. Im Gegenteil! Sie fing an, wie wild in ihrem Rucksack herum-zuwühlen und zog einen Stapel Tarot-Karten heraus. Hektisch fing sie an zu legen und er-schrak: „Oh Gott! Da- Das ist der Teufel!“ Sie hielt Juliane eine Karte vor die Nase, auf der deutlich ein rotes Wesen mit langen Hörnern zu sehen war. Auch Juliane bekam langsam Angst, auch wenn sie nicht viel vom Kartenlegen hielt. Und ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, hörte Juliane ein krächzendes Lachen und ein lautes Poltern aus dem Keller. Lara wurde rosarot im Gesicht: „Hast du das auch gehört, Juliane? Ka-kam das aus dem Keller?“ Juliane antwortete nicht sofort, doch dann sagte sie schüchtern: „Lass uns einfach nachse-hen.“
Also gingen Juliane und Lara langsam und vorsichtig eine Wendeltreppe hinunter in den Kel-ler. Wieder hörte Juliane ein lautes Krächzen. Vor sich sahen Lara und Juliane drei Türen und einen schmalen Gang. Die mittlere Tür führte, wie Juliane in einem Prospekt gelesen hatte, in eine alte Folterkammer, die aber seit fast fünfzig Jahren abgeschlossen und sicher verriegelt war. Von den zwei anderen Türen hatten sowohl Lara als auch Juliane noch nichts gehört. Also fragte Lara jetzt unsicher: „Meinst du, wir sollen uns aufteilen? Ich die rechte und du die linke Tür?“ „Bist du völlig verrückt geworden? Du weißt doch, was in Horrorfilmen passiert, wenn man sich aufteilt!“, schrie Juliane fassungslos. Trotzdem willigte sie ein und übernahm die eine Tür. Es war stockfinster. Nur eine einzige Kerze brannte am Ende des Raumes. Dann fiel hinter Juliane die schwere Eisentür zu und sie hörte Lara schrill schreien. Mit allen Kräften versuchte Juliane die Tür aufzustemmen. Zum Glück mit Erfolg, denn dem Schrei

Laras nach zu urteilen, war irgendwas passiert! Die Tür von Laras Raum war offen und der Raum war hell beleuchtet. Lara war vor Schreck gefallen und vor ihr war ein großer stämmi-ger Geist, der in eine Mönchskutte gehüllt war. Lara atmete schwer. Juliane riss weit die Au-gen auf. Dann nahm der Geist die Kapuze der Kutte ab und zum Vorschein kam ein altes Gesicht. Der Geist sah nicht aus, wie sich Juliane einen Geist vorgestellt hatte, aber der Hausmeister würde es ja wohl nicht sein. „Lara! Das ist der Graf!!!“, kreischte Juliane. Der Graf war ein großer Mann. Seine Augen waren schwarz-weiß und sein Körper war so bleich wie ein Blatt Papier. Seine Lippen waren blau und geschrumpelt. Der Graf lächelte unfreund-lich und fing dann an zu reden: „Was wollt ihr hier? Kann ich nicht mal mehr in den Ferien eine kleine Pause von diesen nervenden Teenagern haben?“ Lara stand auf und antwortete: „Wir wollten Sie wirklich nicht stören, aber wir sind nur über Halloween hier und…“ Weiter kam Lara einfach nicht. Sie hatte zu viel Angst. Juliane fragte den Grafen schließlich: „Was können wir für Sie tun?“ Der Graf sah sie verwundert an und sagte dann freudig: „Ob ihr et-was für mich tun könnt? JA! Als ich, wie ihr sicher wisst, vergiftet worden bin, wurde ich mit einem Fluch belegt. Ich bin dank diesem doofen Fluch für immer an diese Burg gebunden, außer die Burg wird an Halloween um dreiundzwanzig Uhr dreißig zerstört. Das ist die einzige Chance, diesen Fluch zu brechen. Ich habe es schon oft versucht. Nie hat es geklappt. Die Feuerwehr war so schnell da, dass ich keine Chance hatte, zu fliehen. Dann hatte ich eines Morgens vergessen, welcher Tag es war und seitdem wusste ich auch nicht mehr, wann Hal-loween ist.“ Juliane musste sich Klarheit verschaffen: „Sir? Verstehe ich das richtig? Sie ha-ben die Burg mehrfach in Brand gesteckt?“ Der Graf nickte. Juliane sah Lara an und war sich sicher, dass sie verstand, was sie meinte. Nun sagte sie zum Grafen: „Wir werden Sie befrei-en. Heute ist Halloween und die Uhrzeit, die Sie genannt haben, ist in einer Stunde. Wir müs-sen nur warten.“ Da der Graf zufrieden damit war, willigte er ein.
- eine halbe Stunde später -
Juliane und Lara waren mit dem Geist oben im höchsten Turm und hatten jeweils ein Feuer-zeug in der Hand. Gemeinsam und mit aller Kraft zerschlugen Juliane und Lara das Fenster und sahen sich um. Die Burg war etwas abgelegen. Die drei waren also unbeobachtet. „Glau-ben Sie, es reicht, wenn wir die Scheibe einschlagen?“, fragte Lara. Der Graf schüttelte den Kopf. Also zündeten Juliane und Lara mit dem Feuerzeug die Vorhänge an. Allerdings beach-teten sie dabei nicht, dass der Vorhang bis zum Boden reichte. Der Boden war aus Holz. Als der Boden dann heiß wurde, und es angekokelt roch, sah Lara noch mal nach unten und ent-deckte eine riesige Flamme. Dann schrie sie auf - Was sollten sie bloß tun? - „Sir! Fliegen Sie weg! Schnell! Retten Sie sich. Genießen Sie die Freiheit! Wir werden uns schon noch retten können.“ Der Graf hörte auf sie und flog davon. Er war, im Gegensatz zu Juliane und Lara, frei. Die beiden waren eher dem Tode geweiht. Der Graf drehte sich zum Abschied noch einmal um und sah dann, wie Juliane und Lara mit dem Feuer kämpften. Er wollte sie nicht zurücklassen, nicht nach allem, was sie für ihn getan hatten. Also drehte er wieder um, um sie zu retten. Der Graf hielt die beiden fest und zog sie durch das Fenster. Er konnte sie nicht mehr lange halten und ließ sie dann fallen. Lara und Juliane flogen in hohem Bogen in einen Teich. Der Graf war schon wieder fortgeflogen. Schnell rannten sie zur nächsten Telefonzelle und holten die Feuerwehr.
Lara und Juliane wurden dann von ihren Eltern abgeholt. In dieser Nacht hatten die beiden nicht nur ihr größtes Abenteuer erlebt, sondern auch einen schaurig-schönen Freund gefun-den, den sie wohl nie vergessen werden.

3. Platz: Hubie und Walther auf Nachtwanderung von Linus Christen

„Ah, wir sind da!“, rief Walther. „Ja, endlich“, meinte Hubie. Die beiden Freunde standen vor der Holzfällerhütte, in der sie die nächsten drei Tage verbringen wollen. Einfach mal Nichtstun, die Natur genießen und Bier trinken.
Nachdem Hubie und Walther sich eingerichtet hatten, legten sie sich hin und machten ein Nickerchen. Zwei Stunden später wachte Hubie auf und stellte fest, dass es bereits dunkel geworden war. Da kam ihm eine Idee! Schnell weckte er Walther auf und schlug vor: „Komm, Walther. Wir machen eine Nachtwanderung und erkunden die Gegend!“
Als die beiden eine Weile gelaufen waren, schien der Mond schon hell am Himmel. Sie kamen auf eine Lichtung und wunderten sich. „Sind wir hier nicht schon ein paarmal vorbeigekommen? Schau mal der gruselige Baum dort. Den habe ich heute schon mindestens einmal gesehen“, sagte Walther. Hubie kratzte sich am Kopf. „Ja das könnte sein, mir kommt die Lichtung auch bekannt vor. Walther, ich glaube, wir haben uns verlaufen.“ Hubie und Walther liefen erstmal in eine andere Richtung, sie liefen und liefen. Beide waren schon sehr durstig, hungrig und müde. Plötzlich flog über ihnen kreischend eine Eule und ein paar Fledermäuse flatterten aufgeregt hinterher. Da erkannten sie ein riesiges Schloss hinter den großen Tannen.
Nach einer Weile kamen sie am großen Tor des Schlosses an und klopften laut. Quietschend öffnete sich das Tor. Ein seltsam aussehender Typ starrte die beiden Freunde aus rot geränderten Augen an. „Was kann ich für euch tun zu dieser späten Nacht?“, fragte er. Walther trat von einem Bein aufs andere. „Ähm, tja, wir haben uns wohl verlaufen und wollten wissen, ob wir hier bei Ihnen Unterschlupf bekommen können. Wir haben Hunger und Durst und sind ziemlich müde, da wir echt weit gelaufen sind. Könnten wir bei Ihnen vielleicht die Nacht verbringen?“ Der Butler meinte: „Das habe ich nicht zu entscheiden, kommt erstmal hinein. Ich führe euch in den Salon und hole dann den Schlossherrn, den werten Virgil Albert Einstein. Eine halbe Ewigkeit später trat der Schlossherr in den Salon. „Seid gegrüßt, meine Freunde. Ich hoffe, ihr habt euch schon ein wenig aufgewärmt. Wie kann ich euch helfen?“ Hubie machte große Augen und staunte nicht schlecht. Herr Einstein sah aus wie der berühmte Albert Einstein. Ob die beiden verwandt sind, fragte er sich. Das musste er nun herausfinden. „Herr Einstein, sind Sie mit dem legendären Albert Einstein verwandt?“ Herrn Einsteins Miene verfinsterte sich, er guckte die beiden Jungs ganz misstrauisch an und raunte: „Wieso willst du das wissen? Das geht dich doch gar nichts an. Vielleicht solltet ihr einfach wieder gehen und mich in Ruhe lassen…“ Walther versuchte, Herrn Einstein zu beschwichtigen: „Alles gut, Herr Einstein. Sie haben einen sehr interessanten Namen und mein Kumpel wollte das nur mal so wissen…. Aber wir finden den Weg jetzt wirklich nicht mehr zurück und würden ungern vor Ihrem Schloss die Nacht verbringen.“ „Nun gut,“ sagte Herr Einstein. „Dann kommt mal mit, ich bringe euch in euer Zimmer.“
Hubie und Walther gingen hinter Herrn Einstein einen langen Flur entlang. In den Zimmern rechts und links konnten sie seltsame Dinge erspähen. Da war eine Vitrine mit riesigen Messern und Säbeln. Im nächsten Zimmer stand eine Ritterrüstung, die sie zu beobachten schien und überall waren die Fenster mit Holzbrettern zugenagelt. Den beiden Jungs lief ein Schauer über den Rücken. „Hier hinunter,“ sagte Herr Einstein und schob die zwei auf eine lange Treppe, die nach unten führte. Hubie drehte sich erschrocken zu Walther um, ging aber die Treppe hinunter. Walther folgte ihm.
Unten angekommen lag ein großer Raum vor ihnen. Sie schauten sich um und sahen voller Ekel in einer Ecke Fäkalien auf Zeitungspapier, in einer anderen Ecke eine Menge leerer Hundefutterdosen und die Wände waren voller Kratzspuren. „Was ist hier los?“, dachte Walther.
Plötzlich schubste Herr Einstein Hubie und Walther in ein Verlies und sperrte laut kreischend eine Gittertür zu. Die beiden waren eingesperrt und schauten fassungslos Herrn Einstein an. Dieser drehte sich um und ging murmelnd die Treppe hinauf. „Was hat er gesagt?“, fragte Hubie. „Ich habe verstanden: Ich muss ihn anrufen, ich muss ihn sofort anrufen. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat“, sagte Walther. „Oh nein, Walther. Was ist, wenn er seine Werwolffreunde anruft und dann fallen alle über uns her? Wir sind ein leckeres Mitternachtsfestessen…“ Hubie brach der Schweiß aus.
In seinem Salon rief Herr Einstein Willi, den Förster, an und berichtete: „Zwei Jungen sind bei mir und haben mich über meinen Vater ausgefragt. Das sind bestimmt wieder so doofe Reporter, die das Andenken an meinen Vater in den Dreck ziehen wollen. Sie dürfen nichts herausfinden, sonst bin ich am Ende. Bitte komm schnell zu mir, und kläre das. Sonst kann ich für nichts garantieren.“ Kurze Zeit später stieg Herr Einstein mit Willi die Treppe hinunter und deutete auf das Verlies. Willi brach direkt in Gelächter aus. Alle guckten ihn verdutzt an. „Ach, Albert, das sind doch nur zwei Jungs, die die Holzfällerhütte bei Maria gemietet haben. Die sind harmlos!“, rief Willi. Herr Einstein starrte die beiden weiter an. „Und du meinst, sie sind keine Reporter? Echt?“ „Nein, alles gut. Albert, du kannst die zwei aus dem Verlies rauslassen“, sagte Willi. Herr Einstein öffnete die Tür und alle versammelten sich wieder im Salon. „Wie kommen Sie denn darauf, dass wir Reporter sind?“, fragte Walther. „Nun ja, du hast so eine Kamera um den Hals hängen. Wer hat denn schon eine Kamera dabei, wo doch jeder nur noch mit dem Handy fotografiert? Und dein Freund sieht einfach so ein bisschen seltsam aus, wie ein Reporter eben…“ Herr Einstein zuckte mit den Achseln. Hubie lachte nervös auf. „Und wir dachten, Sie seien ein Werwolf. Da waren doch so Kratzspuren und so im Keller.“ „Ach das. Ich habe einen kleinen Bären gefangen vor ein paar Tagen und musste ihn erstmal unterbringen. Da hat Albert den Bären in seinen Keller gesperrt. Jetzt konnte ich ihn wieder in den Wald bringen“, entgegnete Willi. „Albert, der Werwolf, dass ich nicht lache…“ Alle lachten erleichtert auf und waren froh, die Missverständnisse geklärt zu haben.
Plötzlich leuchteten die Augen von Virgil Albert Einstein kurz rot auf. Aber keiner schien es bemerkt zu haben….

3. Platz: Die gruseligen Gestalten am Hülser Berg von Simon Spitzer

Es war der 31. Oktober. Mein Bruder und ich durften nicht mehr Videospiele spielen, weil unsere Eltern wollten, dass wir rausgehen und spielen. Also sagten wir: „Wir fahren zum Hülser Berg und sind zum Süßigkeitensammeln wieder da.“ Unsere Eltern sagten: „Ok!“, und wir fuhren los. Als wir dort waren, stellten wir unsere Fahrräder am Umweltzentrum ab. Dort kannten wir uns ganz gut aus, weil wir schon oft mit unserer Familie dort spazieren und Kastanien sammeln waren.
Wir liefen durch den Wald und spielten Verstecken. Die Sonne ging langsam unter. Plötzlich hörten wir eine Eule und rannten los, weil wir nach Hause mussten. Auf einmal sahen wir ein rotes Schild. Daneben lag ein zerrissenes Absperrband. Das Absperrband flatterte im Wind und das Schild war verdreckt. Auf dem Schild stand: Durchgang verboten. Hinter dem Absperrband war eine Treppe, die einen kleinen Hügel hinunterführte. Mein Bruder keuchte: „Da entlang geht es zu den Fahrrädern.“ Ich sagte: „Wenn es da entlang zu den Fahrrädern geht, dann lauf doch weiter.“ Die Treppen waren steil und manche Stufen kaputt. Als wir unten waren, fiel mir auf, dass vor mir in der Dunkelheit ein zerbrochener Grabstein lag. Im Grabstein waren Risse, er war mit Moos bewachsen und man konnte noch den Namen Peter und das Jahr 1954 darauf lesen. Mir lief ein Schauer über den Rücken – Mein Opa heißt Peter und wurde auch 1954 geboren…
Überall lagen riesige, mit Moos bewachsene, kaputte Betonrohre, die so groß waren wie wir. Noch einmal hörten wir eine Eule, aber wir erschraken nicht ihretwegen, sondern wegen einer komischen Gestalt, die vor uns zu sehen war. Die Gestalt sah aus wie ein Zombie. Der Mund war blutig. Auf einmal schepperte es ganz laut und mein Bruder und ich rannten schnell weg zum Gelände der alten Betonfabrik, wo wir uns hinter den Grundmauern versteckten. „Oh mein Gott,“ sagte mein Bruder, „wie schrecklich! Siehst du das auch?“ ich erstarrte vor Schreck, als ich sah, was er meinte. Kaputte, aufeinander gestapelte Grabsteine lagen überall um uns herum. Wir hörten ein schauriges, lautes Gelächter und rannten so schnell wir konnten weiter, bis wir an den Betonrohren am Umweltzentrum ankamen. Mein Herz raste so schnell, dass mir schwindelig wurde. In einem der vielen Rohre versteckten wir uns vor den Gestalten. Im Rohr war es dunkel und kaltes Wasser tropfte von der Decke. Uns lief ein Schauer über den Rücken.
Plötzlich guckte ein gruselig blutiger Zombiekopf ins Rohr. Mir stockte der Atem. Wir rannten aus dem Rohr und sahen, dass hier überall solche Gestalten waren. Wir rannten, so schnell wir konnten, in die Richtung, wo unsere Fahrräder standen. „Julian, Simon! Julian, Simon!“, hörten wir einen Zombie rufen. „Oh nein, sie kennen unsere Namen!“, sagte Julian und ich war wie gelähmt vor Angst und flüsterte: „Mist!!“ Dann fasste mich jemand an die Schulter und ich erschreckte mich so sehr, dass ich laut „Hilfe!“ schrie.
Mein Bruder Julian drehte sich um und sagte laut: „Papa!!“ Ich drehte mich auch um und war so erleichtert wie noch nie. Ich sagte: „Papa, da hinten sind überall Zombies, schnell, wir müssen hier weg.“ Papa antwortete lachend: „Hier sind keine Zombies, das sind nur Jugendliche. Die feiern eine Halloween-Party. Wolltet ihr nicht auch Süßigkeiten sammeln gehen? Wir haben uns Sorgen gemacht um euch, und ich bin losgefahren, um euch zu suchen.“
Wir waren zwar erleichtert, dass es keine Zombies waren. Es war uns aber auch sehr peinlich, dass wir das gedacht hatten, obwohl wir wussten, dass es Halloween war.

Text & Foto: Katharina Grade.

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