Siegerehrung beim Gruselgeschichten-Wettbewerb der 5. Klassen

Am Mittwoch, den 29.11.2023, konnten wir endlich die heiß ersehnten Preise für die besten Gruselgeschichten herausgeben, die dieses Jahr im Schreibwettbewerb der 5. Klassen eingereicht wurden.

Ob in die grünen Auen Islands, unheimliche Villen oder Escape Rooms, die Geschichten erlaubten uns eine Reise in fremde Welten und entführten uns an ungewöhnliche Orte. Dabei erinnerten einige Geschichten uns jedoch daran, dass das Grauen überall lauern kann, vielleicht sogar im eigenen Bett.
Was tropft denn da?
Neugierig?

Viel Spaß beim Lesen der prämierten Geschichten!

  1. Platz: Carolina Ueltgesforth, 5A und Tessa Möschen, 5C
  2. Platz: Romy Kersjes, 5D
  3. Platz: Luca Jacob Scherpian, 5B und Tirza Petry, 5E

Als Auszeichnung für ihre herausragenden Geschichten erhielten alle Gewinner*innen des Wettbewerbes Büchergutscheine.

Die Jury war begeistert von der Qualität der eingereichten Gruselgeschichten. Vielen Dank für alle Beiträge!

Text und Fotos: Katharina Grade  

Literarische Könner: Die Klassensiegerinnen und -sieger des Gruselgeschichtenwettbewerbs mit Lehrerin Katharina Grade.
Die Gruselwohnung (Tirza Petry)

TROPF! TROPF! TROPF! TROPF! TROPF! TROPF! TROPF! TROPF! TROPF! TROPF! TROPF!

Zarah spürte etwas Kaltes, Nasses auf ihrem Gesicht. Sie tastete nach ihrer Nachttischlampe. Doch dort, wo diese eigentlich sein sollte, war sie nicht. Zarah stolperte zum Lichtschalter und machte das Licht an. Ihre Lampe lag zerbrochen auf dem Boden und ihr Bett war mit einer roten Flüssigkeit beschmiert. Sie rannte ins Bad und sah in den Spiegel. „IIIIIH!“ Sie sah etwas rotes Flüssiges in ihrem Gesicht. „Ist das etwa Blut?“

Beim Frühstück bekam sie nichts herunter und in der Schule war sie auch nicht ganz bei der Sache. Nach dem Mittagessen kam ihre beste Freundin Lou zu Besuch. Die beiden verzogen sich in Zarahs Zimmer. Lou schrie auf, als sie Zarahs Bett sah: „BAAAAAH! Was ist das denn?“ „Pssst! Leise!“ Zarah presste ihr den Finger auf die Lippen. „Alles gut, Mädels?“ Zarahs Mutter erschien in der Tür. „Ja, Mama. Alles gut.“ Zarah legte schnell eine Decke über ihr Bett. „Okay“ Ihre Mutter ging wieder hinaus. Zarah setzte sich auf ihren Teppich. „Lass mich dir alles erzählen. Also: Ich wachte heute Morgen auf. Da spürte ich irgendeine kalte Flüssigkeit auf meinem Gesicht. Ich wollte das Licht anschalten, aber meine Lampe lag zerbrochen auf dem Boden. Als ich den Lichtschalter fand, sah ich, was heute Nacht passiert war. Ich habe extra alles so gelassen, damit du es ansehen kannst. Ich frage mich, wie diese rote Flüssigkeit in mein Bett kommt. Oder meinst du, dass das Blut ist?!“ „Mmh. Ich weiß nicht. Aber guck mal! Aus der Decke tropft diese Flüssigkeit!“ Lou deutete auf eine Stelle über Zarahs Bett. Zarah verzog angewidert das Gesicht. „Uah, ja! Über uns ist jemand Neues eingezogen. Ich habe noch nie etwas von ihm gehört. Wer weiß, was er da oben veranstaltet!“ „Okay. Wir ziehen uns jetzt schwarz an und schauen, wie wir da oben in die Wohnung kommen.“ Lou ging zu Zarahs Kleiderschrank und wühlte zwei schwarze Mützen heraus. Zarah musste lachen: „Du willst dich anziehen wie ein Gangster und dann in irgendeine fremde Wohnung einbrechen? Aber mal ehrlich: Wollen wir das wirklich machen?“. „Natürlich wollen wir das machen!“ Lou stülpte Zarah eine Mütze über den Kopf.

Fünf Minuten später standen die beiden schwarz angezogen vor der Wohnungstür im oberen Stock. „So, mal gucken, wie wir jetzt in die Wohnung kommen.“ Lou rannte zur Tür und warf sich gegen diese. Doch die Tür stand offen und Lou fiel in die Wohnung. „Ah! Das ging leichter als gedacht!“ Zarah ging zu ihrer Freundin und fragte: „Alles okay? Noch kannst du einen Rückzieher machen. Ich meine, von mir aus müssen wir das nicht machen. Wir können einfach mein Bettzeug waschen und alles vergessen.“ Lou rieb sich das Bein und antwortete. „Nein! Wir ziehen das jetzt durch!“ Sie stand auf und ging in die Wohnung. „Hoffentlich ist niemand da.“ Zarah sah sich verängstigt um. „UAHAHAHA!!!“ Ein schauriges Lachen war zu hören. „AHHHH!“ Die Mädchen rannten aus der Wohnung und blieben im Hausflur stehen. „Was war das?“, fragte Lou und hielt sich die Hand auf ihr Herz. Zarah keuchte vor Schreck, aber antwortete trotzdem: „Ich habe keine Ahnung… Klopft dein Herz auch so schnell?“. „Ja, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Komm, wir versuchen es noch einmal! Gib mir deine Hand.“ Lou griff entschlossen nach der Hand ihrer Freundin. Sie gingen wieder hinein. Bei dem Lachen zuckten die beiden zwar wieder zusammen und Zarah zerquetschte fast Lous Hand, aber sie liefen weiter. „Da! Guck mal!“ Zarah deutete auf ein kleines Skelett aus Plastik. „In dem Skelett ist ein Bewegungsmelder eingebaut. So eins habe ich schon einmal in einem Laden gesehen.“ Lou nickte kurz, ging dann aber weiter. „Okay, lass uns mal in das Wohnzimmer gehen.“ Sie gingen einen Raum weiter. Auf einmal wurde es ganz kalt in der Wohnung und ein Windhauch war zu spüren. Und das, was sie dann sahen, ließ sie erstarren. Das ganze Wohnzimmer war voll mit abgehackten Körperteilen, Grabsteinen, Tüchern voll mit Blut und Fläschchen voller Gift! Lou und Zarah gingen langsam ein paar Schritte zurück. „Okay, wir haben jetzt das Wohnzimmer gesehen und gehen einfach in den nächsten Raum.“ Lous Stimme zitterte. Sie gingen ins Bad, doch auch dieses Zimmer war nicht viel besser. In der Badewanne war kein Wasser, sondern Blut! „Was macht ihr denn hier?“ Eine blonde Frau stand plötzlich hinter ihnen. „Ähm… das ist eine lange Geschichte.“ Erschrocken sah Zarah die Frau an. „Die höre ich mir gerne an.“ Sie lächelte den beiden zu. Lou fing an zu erzählen.

Als alles erzählt war, fing die Frau an zu lachen. „Keine Sorge. Ich kann alles aufklären!“, behauptete die Nachbarin. „Die Tür stand offen, weil ich hier in der Wohnung keinen Handyempfang hatte. Ich bin nach draußen gegangen, um zu telefonieren. Ich muss wohl vergessen haben die Tür zu schließen. Das Wohnzimmer ist so gruselig geschmückt, weil ich gestern eine Halloweenparty veranstaltet habe. Und weil ich mir danach das ganze Kunstblut von der Haut gewaschen habe, sieht die Badewanne so aus. Leider habe ich einen Wasserschaden und mein Bad ist wahrscheinlich über deinem Zimmer. Es tut mir leid, dass ihr euch so erschreckt habt. Aber ich habe für heute noch den Klempner angerufen.“ Zarah sah die Frau an. „Und wir haben uns vor Angst fast in die Hosen gemacht! Es tut uns leid, dass wir einfach so in ihre Wohnung gegangen sind.“ „Ja, so etwas kommt nie wieder vor.“ Lou versuchte so unschuldig zu gucken, wie sie konnte. Zarah wollte auch noch etwas sagen, doch die Frau unterbrach sie: „Ach, ist schon gut. Ich werde niemandem etwas verraten. Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Finja Paschke. Und Ihr?“ Die beiden Mädchen waren erleichtert. Dann sagten sie wie aus einem Mund: „Zarah und Lou.“ „Oh, schöne Namen! Mögt ihr Mumien-Muffins? Ich habe noch welche im Kühlschrank.“ Sie ging zum Kühlschrank und holte die Muffins heraus. Die Mädchen grinsten sich an und ließen es sich schmecken.

Tet: Tirza Petry, 5e

Die roten Augen im Kerker (Luca Jacob Scherpian)

Ich bin Ben, ein kleiner Junge, ich lebte schon immer mit meiner kleinen Familie in einer Villa, die schon seit hunderten von Jahren existiert. Meine Familie war deswegen so klein, weil meine Mutter, Oma und Opa eines Tages in den Kerker, der direkt unter der Villa lag, gegangen waren und nie wieder herausgekommen sind. Die Familienlegende besagt, dass dort der Teufel gefangen gehalten wird.

Heute sollte ein heftiger Sturm kommen. Deswegen schnitt mein Vater Ralf alle Äste, die an den Bäumen in der Nähe des Hauses bedrohlich aussahen, ab. Mein Bruder hing wieder an seinen zig Bildschirmen rum und beschwerte sich, weil keine Cola mehr da war. Und ich war bei meinem Vater und half ihm, aber in Gedanken war ich noch bei dem Buch, das ich gerade gelesen habe. Da ging es darum, wie Ritter gegen sogenannte Orks kämpften.
Als wir fertig waren, war es schon dunkel und wir legten uns ins Bett. Ich träumte, dass Orks in unsere Villa kamen und uns nacheinander zerfetzten. Als ich hochschreckte, war es pechschwarz um mich herum und ein ohrenbetäubendes Grollen war zu hören. Da ging plötzlich die Tür auf, doch es war nur mein Vater. „Alles in Ordnung? Das ist ein ganz schön heftiges Gewitter“, sagte er. „Alles in Ordnung“, antwortete ich. Dann ging er wieder raus. Als seine Schritte nicht mehr zu hören waren, erklang ein Heulen aus dem Keller, dort wo der Kerker war. Ich rappelte mich auf und ging nach unten, um nachzusehen, was dort los war. Als ich vor der vermoderten Kellertür stand und versuchte das Licht anzumachen, geschah nichts. Ich seufzte und dachte: „Warum immer diese Stromausfälle? Wahrscheinlich wieder ein Baum, der auf die Stromleitung gefallen ist.“ Als ich in den pechschwarzen Keller ging, huschte ein Schatten vor mir weg. Ich fragte: „Ist da jemand?“ - Keine Antwort. Ich ging weiter in den stinkigen Keller. Plötzlich packte mich etwas von hinten, ich zuckte zusammen und hinter mir fing etwas laut an zu gackern.

Es war mein Bruder, der sich wieder einen Scherz erlaubt hatte. „Was sollte das denn, Jan?“ „Darf man etwa keinen Spaß haben, Ben?!", fragte Jan. „Nö", sagte ich, „darf man nicht.“ „Warst du das gerade, der an mir vorbei gegangen ist?“, fragte ich ihn. Doch er antwortete mir nicht. Schnaubend zischt er ab. „Was soll’s?“, dachte ich. Und ging weiter in den Keller. Es war stockfinster, kalt und muffig. Da huschte wieder ein Schatten um mich, und ich verdrehte die Augen. „Was soll das, Jan“, sagte ich genervt, „du kannst dich nicht so gut verstecken.“ Doch da stockte mir der Atem, es blitzten rote Augen auf. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Nur um mich zu erschrecken, würde Jan so etwas nie tun, dafür war er zu faul. „Dein Ende ist nah, du wirst nie wieder hier rauskommen“, dröhnte es irgendwoher, „mehr Opfer, mein Herr, der Teufel, wird sich freuen.“

Mir schauderte es, woher kam diese Stimme? Doch ich durchschaute das, was vor mir geschah, das war alles nur ein Haufen Elektronik. Irgendwer hatte hier einmal ganz viel gebaut. Doch wieso hatte das jemand gemacht? Doch das interessierte mich nicht. Das war genug Schock für heute und ich ging zu meinem Vater, um ihn alles zu erzählen.
„Was sagst du da, Ben“, sagte mein Vater verwirrt, „Elektronik im Kerker und rot leuchtende Augen?“ „Ja, sag ich doch", sagte ich zum fünften Mal zu meinem Vater. „Ok. Dann gehen wir morgen mal nachschauen, was da vor sich geht. Ok? Dann schlaf erstmal“, sagte er. „Ok, gute Nacht, Paps", sagte ich. Was wohl dort unten noch war, wussten wir noch nicht, aber ich war gespannt.

Text: Luca Jacob Scherpian, 5b

Grauen im Feenwald (Carolina Ueltgesforth)

„Das verborgene Volk lebt hier bei uns auf Island an großen Steinen, aber nicht an irgendwelchen Steinen, die Steine sind sehr speziell. Einige Isländer sollen richtige Beziehungen zu den Feen und Kobolden hier haben. Und wisst ihr was? Es gibt sogar ein Ministerium dafür, wo beispielsweise Straßen und Häuser gebaut werden, um das verborgene Volk nicht zu stören oder zu verärgern“, erklärte der Führer, der schon seit einer halben Stunde ununterbrochen redete und redete, meine Gedanken schweiften ab. „Josy, wohin gehen wir nachher?“, fragte ich meine Zwillingsschwester, erhielt aber nur einen Rüpel, der wohl bedeuten sollte, dass ich still sein sollte, damit sie verstehen konnte, was der Führer sagte. „Schwestern“, stöhnte ich genervt, doch dann lenkte ich meine Aufmerksamkeit doch wieder auf den Führer „ ... hat ihm mehrere Male gesagt, dass auf dieser Wiese Elfen leben. Diese durfte er auf keinen Fall stören, sonst würde das verborgene Volk sauer auf ihn werden und ihm schlimme Dinge zustoßen lassen. Doch er wollte nicht hören und ließ sich nicht davon abbringen, die Wiese zu mähen, und als er zu mähen begann, klappte nichts wie geplant: Er hatte gerade einen winzigen Teil der Wiese gemäht, da fiel der Motor des Rasenmähers aus, und so passierte das nicht nur einmal, sondern ganze fünf Mal spielte sich diese Szene ab, bis der alte Mann es endlich kapierte und aufgab.“ „Was für eine spannende Geschichte“, spottete ich, „Elfen, die einen Rasenmähermotor haben ausfallen lassen? Dass ich nicht lache!“ „Das war doch ganz schön schlau von ihnen, denn immerhin hat der alte Mann irgendwann aufgegeben und die Feen in Frieden gelassen", entgegnete meine Schwester empört. „Ha, ha, eine Wiese, die so hoch war, dass sie jeden Rasenmäher schrottet, war das!“, ich spottete so sehr, dass ich Josy zur Weißglut trieb, doch dann: „Übrigens, wir übernachten gleich draußen auf der Wiese mitten zwischen den Elfensteinen, ich freue mich schon ungeheuer darauf, dass wir in einer Stunde draußen liegen werden und dem verborgenen Volk zuhören werden.“ Das schwärmte meine Schwester, die anscheinend schon wieder vergessen hatte, dass ich sie gerade aufgezogen hatte. Doch ich konnte ja nicht ahnen, dass sie das längst noch nicht vergessen hatte, sondern nur auf den rechten Moment wartete, um Rache zu nehmen.

Endlich war der Augenblick gekommen, auf den ich so lange gewartet hatte, wir rollten unsere Schlafsäcke im Gras aus und legten uns hinein. „Wetten, ich bleibe länger wach als du“, hörte ich die Stimme von Josy zu mir herüberwehen. „Okay, die Wette gilt!“ So verging einige Zeit, doch nach etwa einer Stunde überwältigte mich die Müdigkeit und so fielen mir trotz aller Bemühungen die Augen zu. Doch der friedliche Schlaf war nur von kurzer Dauer, denn einige Stunden später, im Stockdunkeln, weckte mich ein seltsames Geräusch. „Kraae!“ Doch ich beruhigte mich selbst: „Da war doch nichts.“ Ich drehte mich um und wollte weiterschlafen, doch kaum hatte ich die richtige Schlafposition gefunden, war dieses Geräusch wieder da. „Kraaaee!“ Diesmal noch lauter und durchdringender, so durchdringend, dass ich mich noch einmal umhörte und dann meine Ohrstöpsel in die Ohren schob, um diesen Ton nicht ein weiteres Mal hören zu müssen. So schaffte ich es tatsächlich, wieder einzuschlafen, doch auch diese Ruhepause sollte bald ein Ende haben, nämlich genau dann, als dieser Ton ein drittes Mal ertönte und ich erschreckt hochfuhr. Diesmal schossen mir fünf Fragen gleichzeitig durch den Kopf. Was hatte mich geweckt? Wieso habe ich diesen Ton noch einmal gehört, ich hatte doch Ohrstöpsel drin? Wo sind sie? Hörten die anderen dieses Geräusch auch? Und was zum Teufel war das!? Als ich merkte, dass ich keine meiner Fragen hier in meinem Schlafsack beantworten konnte, fasste ich einen Entschluss, der besagte, dass ich aufstand und mich etwas von der Gruppe entfernte, damit die anderen nicht wach wurden. Da bemerkte ich: Josy war weg! Ich schlich zu ihrem Schlafsack, doch da ertönte dieses Knacken schon wieder. Zuerst dachte ich, dass das nur ein seltsames Tier war, das die Geräusche verursacht hatte, das bei uns zuhause in Deutschland nicht heimisch war, sodass ich seine Geräusche nicht kannte, doch langsam bekam ich es mit der Angst zu tun.

Was wenn dieses, was auch immer es war, immer noch hier war ? Und was, wenn es Josy entführt hatte? Was, wenn sie ...? Ich hatte so viel Angst davor, den Gedanken zu beenden, dass ich mich lieber damit beschäftigte, herauszufinden, wer oder was mich geweckt hatte: Also untersuchte ich den Boden rund um unsere Schlafsäcke, die etwas abseits der anderen lagen, auf Fußspuren. Doch mitten in der Analyse eines Fußabdrucks ertönte ein Knacken, als wäre jemand versehentlich auf einen Ast getreten. Da! Schemenhaft konnte ich die Umrisse eines Schattens erkennen, doch der Schatten kam immer näher, und ich konnte immerhin so viel erkennen, dass ich wusste, was ich wollte: Ich wollte weg von hier! Wie aus dem Nichts, ertönte plötzlich eine krächzende Stimme: „Ich gehöre zum verborgenen Volk, ich weiß, dass du uns, ja, das gesamte verborgene Volk, beleidigt hast und dafür werde ich dich jetzt bezahlen lassen!“ Ich erschrak, was war das für ein Wesen, das da zu mir sprach? Woher wusste es, dass ich nicht geglaubt hatte, dass die Feen ihre Wiese verteidigt hatten? Und wie wollte es mich dafür bezahlen lassen? Das Wesen kam mir noch einen Schritt näher und nun konnte ich seinen großen, unfassbar hässlichen Körper sehen, der mir hinterherstampfte und beide Arme nach mir ausstreckte. „Aaahhh, Hilfe!“, schrie ich auf, doch dummerweise befand ich mich mit dem Wesen hier gerade mitten im Wald, wo mich weder ein Mensch hörte, noch ein Mensch sah. Also lief ich um mein Leben, doch das Wesen, das hinter mir herlief, war sehr schnell! Fast konnte es mich mit seinen langen Armen greifen, da wagte ich den Sprung über einen Baumstamm, der auf meinem Fluchtweg lag. DONG! hallte es durch den Wald, bestimmt noch lauter als mein Schrei vorhin. Dann wurde mir schwarz vor den Augen.

Als ich aufwachte, lag ich immer noch an genau der gleichen Stelle im Wald, immer noch im Stockdunkeln. Doch da ertönte eine mir wohlbekannte Stimme: „Mats, Mats, bist du okay?“, es war meine Schwester, die da nach mir schrie. „Josy, Josy!“, versuchte ich zu rufen, doch meiner Kehle entschwand nur ein heiseres Krächzen. Anscheinend hatte Josy mich doch gehört, und kam auf mich zu. Doch das, was ich kurz darauf sah, war nicht Josy. Es war das Wesen aus dem Wald! „Aaahhhh!“, schrie ich aus Leibeskräften und versuchte mich aufzurappeln und wegzulaufen, doch diesmal war das Wesen schneller als ich und packte mich mit seinen dicken Armen. Jetzt war es vorbei. Das Wesen würde mich jetzt zum restlichen verborgenen Volk bringen, wo sich alle mit Vergnügen ansehen durften, wie ich bestraft wurde. Ich schloss die Augen, denn ich wollte nicht sehen, wo das Wesen mich hinbrachte.

Doch zu meiner Überraschung schleppte mich das Wesen nicht weiter in die Tiefen des Waldes, sondern, wie ich merkte, aus dem Wald heraus. Plötzlich spürte ich etwas Weiches unter mir, genau da, wo das Wesen mich ablegte. Und dieses Weiche fühlte sich verdächtig so an wie mein Schlafsack! Ich öffnete meine Augen, alles, was ich sah, war mein Schlafsack. Also hob ich den Kopf und erblickte das Wesen. „Was schaust du mich so an? Ich bin schließlich deine Schwester!“, hörte ich Josy schimpfen, oder schimpfte das Wesen? Ich wusste es nicht, aber was ich wusste, war, dass das Wesen oder Josy sich im nächsten Moment mit der Hand vor den Kopf schlug und meinte: „Ich Dummerchen! Ich hätte dir schon vor einer Stunde zeigen können, wer oder was ich bin! Aber nein, ich Schussel vergesse das natürlich wieder, und mein Kostüm auszuziehen, habe ich auch vergessen!“ Da schälte sich doch tatsächlich meine Schwester aus dem Kostüm heraus! Vor lauter Freude begann ich zu weinen und meine Schwester weinte mit. „Ich wollte dich ja eigentlich nur ein kleines bisschen erschrecken!“, schluchzte sie. „Aber aus dem kleinen Bisschen ist ein sehr großes Bisschen geworden", ergänzte ich.

Text: Carolina Ueltgesforth

Mein letzter Atemzug (Romy Kersjes)

„Es gibt Essen!“, rief mich meine Mutter und ich lief die knarrende Treppe runter. „Da bist du ja endlich“, begrüßte sie mich kichernd. „Ja, ich bin jetzt da, was gibt es ?“, antwortete ich müde. „Dein Lieblingsessen!“, rief sie mir erfreut zu. „Danke, aber warum bist du heute denn so gut drauf?“, fragte ich sie verwundert. „Ach, nur so!“, antwortete sie blitzschnell. „Okay“, sagte ich, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was geschehen würde.

Nach einer Weile ging ich in mein Zimmer, um mich fertig zu machen und schlafen zu gehen. Doch dann, als ich im Bett lag und gerade schlafen wollte, ertönte ein leises Quietschen. Ich habe mich gewundert und bemerkt, dass es von meiner Schranktür kam. Doch es wurde nicht leiser, es wurde immer lauter und lauter. Als ich nun hektisch zu meinem Schrank sah, war es schon zu spät… eine dunkle Gestalt sprang auf mich zu und kratzte mir mit ihren langen, spitzen Fingernägeln in den Hals, während sie mit der anderen Hand meine Schreie erstickte. Das letzte, was ich sah, war, dass mein Wecker auf 12:02 stand.

Doch dann wachte ich schweißgebadet auf und war erleichtert, dass es nur ein Traum gewesen war. Ich sah auf meinen Wecker und erkannte entsetzt, dass er auf 12:01 stand. Als er umsprang auf 12:02, sah ich nur noch, wie sich meine Schranktür quietschend öffnete. Es wurde zu meinem letzten Atemzug. Dachte ich…

Aber dann bemerkte ich, dass die Gestalt mit den spitzen, gelben Zähnen und dem dunklen, durchlöcherten Gewand, das bis zum Boden ging, mir nichts angetan hatte. Jedenfalls noch nicht… Sie kam mit langsamen, kurzen Schritten auf mich zu und schrie wie eine Sirene. Als sie nun fast bei mir angekommen war und beinahe direkt vor mir stand, schrie ich los. Ich rief nach Hilfe, doch niemand antwortete. „Vielleicht hat sie ja meine Eltern und mein Bruder auch schon geholt!“, dachte ich, während ich immer mehr Angst und Panik verspürte. Jetzt war es so weit, die eklige und haarige Gestalt stand direkt vor mir. Ich konnte ihren Atem spüren und ihren Mundgeruch riechen.

Ich wollte mich gerade auf meinen Tod vorbereiten, doch statt dass sie mich tötete, rannte sie blitzschnell aus meinem Zimmer und knallte die weiße Tür hinter sich zu. Vor Schreck versteckte ich mich unter meiner Bettdecke und hörte, wie mehrere Gestalten meinen Raum betraten. „Es sind, glaube ich, fünf!“, dachte ich voller Angst und Panik. Ich lugte unter meiner schweren Bettdecke hervor und sah voller Erleichterung, dass meine Eltern, mein Bruder und meine zwei besten Freundinnen in meinem Zimmer standen und gemeinsam für mich Happy Birthday sangen. „Das war also alles geplant!?!“, rief ich wütend, jedoch ein bisschen erleichtert. „Ganz genau“, antwortete mein Bruder und lachte. „Wir haben sogar Muffins gebacken!“, ergänzte meine Mutter. „Danke, vielen Dank, aber bitte erschreckt mich nie wieder so!“, bat ich und fing an zu lachen. Wir feierten noch bis zum Sonnenaufgang und hatten viel Spaß. Das war die beste und gruseligste Überraschung, die ich je erlebt habe.

Text: Romy Kersjes, 5d

Der Serienmörder (Tessa Möschen)

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