Nehmen Aberglauben nicht mehr hin: Lale Labuko und Carmen Kisters von OmoChild.

Vortrag der Hilfsorganisation "Omo-Child"

Schülerinnen und Schüler haben am 19.Oktober 2022 die Gelegenheit, zur „originalen Begegnung“ mit dem u.a. von „National Geographic“ bekannten Gründer der Hilfsorganisation, die im Omo-Tal durch den „Mingi-Kult“ zum Tode verurteilte Kleinkinder und Säuglinge rettet.

Engagiert: Lale Labuko.

„Es war kurz, nachdem wir unsere Zwillinge bekommen hatten, als ich das erste Mal von der Tötung gesunder Säuglinge und Kleinkinder infolge eines afrikanischen Aberglaubens gehört habe“, berichtet Ernst Kisters, Lehrer am Adolfinum. „Damals habe ich nicht wirklich glauben können, dass es so etwas in unserer Zeit noch gibt. Heute jedoch weiß ich: Wenn wir im Omo-Tal in Äthiopien leben würden, wären unsere beiden jüngsten Mädchen wohl bereits im Säuglingsalter von den Dorfältesten getötet worden. Zwillinge bringen gemäß des Mingi-Aberglaubens nämlich sonst Unglück über die Dorfgemeinschaft.“

Doch nicht nur Zwillinge werden in diesem abgelegenen Teil Äthiopiens bis heute und gegen den Willen ihrer Eltern oft getötet, auch andere völlig gesunde Kinder fallen dem Mingi-Kult zum Opfer, wenn sich zum Beispiel die Zähne zuerst im Oberkiefer anstatt im Unterkiefer entwickeln oder die Kinder aus einer Beziehung hervorgehen, die nicht von den Dorfältesten abgesegnet wurde.

Lale Labuko stammt aus einem solchen Dorf im Omo-Tal und wurde dort mit 15 Jahren Zeuge, wie dort den Eltern ein zweijähriges Kind entrissen wurde, um es anschließend am Fluss zu töten. Doch im Gegensatz zu den übrigen Angehörigen seines Stammes, war er nicht bereit, dieses grausame Unrecht hinzunehmen. Im Unterschied zu den anderen Dorfbewohnern besuchte Lale eine Schule und erhielt eine Bildung, durch die er erkannte, dass nicht „Mingi-Kinder“ für Dürren oder ähnliche schwere Zeiten in seinem Dorf verantwortlich waren. Sie versetzte ihn zudem in die Lage, den Kampf gegen den tödlichen Aberglauben aufzunehmen.

In der Folge überredete er immer mehr Dorfgemeinschaften, Mingi-Kinder nicht zu töten, sondern ihm anzuvertrauen, der sie dann außerhalb der Dörfer in der nächsten Provinzstadt in einem von ihm gegründeten Waisenhaus liebevoll aufzieht. Auch eine Schule hat Lale Labuko gegründet, in der nicht nur die „Mingi-Waisenkinder“ unterrichtet werden, sondern auch immer mehr Kinder aus den umliegenden Dörfern.

„Bildung ist der Schlüssel dafür, den Mingi-Kult zu beenden“, ist sich Lale Labuko sicher.

„Sein Hilfsprojekt „Omo Child“ ist auf internationale Hilfe angewiesen“, weiß Carmen Kisters. Sie gründete gemeinsam mit einer Hand von Verwandten und Freunden im vergangenen Jahr „Omo Child Äthiopien – Germany e.V.“ als deutschen Ableger der österreichischen Hilfsorganisation.

„Lale hat inzwischen über 50 Kinder zu versorgen, und natürlich müssen auch Betreuerinnen und Lehrer und vieles mehr bezahlt werden. Ohne uns wäre das in manchem Monat nicht zu schaffen“.

Doch warum kommt Lale Labuko an eine deutsche Schule?

Diese Frage kann Karsten Verhoeven, Lehrer für evanglische Religion, für die Fachschaft beantworten: „Wir haben im Unterricht Ungleichheit auf der Erde und Armut am Beispiel Äthiopiens besprochen habt. Lale Labuko kennt diese Dinge und die z.T. fürchterlichen Folgen aus eigener Erfahrung. Es ist für die Schüler eine tolle Gelegenheit zusätzlich zum Lehrbuchwissen eine unmittelbare Erfahrung, u.a. durch die direkte Befragung zu machen. Das ist einprägsamer als jede Statistik. Im Lehrplan für evangelische Religion heißt es außerdem: „Was Christen tun können…“. Dafür ist Lale Labuko natürlich ein glänzendes Beispiel.“

Und einige Schülerinnen des Adolfinums haben auch bereits eine ganze Menge getan: Vor allem durch den Verkauf von Kuchen und die Sammlung von Spenden im Zuge der Projekttage sind fast 800 Euro für „Omo Child Äthiopien – Germany“ zusammengekommen.

Und mit etwas Glück kann auch „Omo Child“ von der Veranstaltung weiter profitieren: „Wir werden bekannter und erhalten u.U. auch Spenden im Nachhinein. Nach einer vergleichbaren Veranstaltung unserer österreichischen Partnerorganisation an einer Schule in Österreich konnten sogar Paten für zwei Waisenkinder gefunden werden! Das wäre natürlich fantastisch!“, so Carmen Kisters. Dabei ist zu erwähnen, dass alle Spenden 1:1 Omo-Child zugutekommen, da der deutsche Verein u.a. komplett ehrenamtlich arbeitet.

Wer Lale Labuko persönlich erleben möchte, hat dazu die Gelegenheit auch bei der Vorführung des mehrfach preisgekrönten Films „Omo Child – the Bush an the River“ im Zuge einer Veranstaltung

  • in Kalkar am 19.10.22 im Gemeindezentrum, Jan-Joest-Straße 12, Einlass ab 18.30 Uhr oder
  • in Leverkusen am 20. Oktober 2022 in der Sportgaststätte Gäßler, Tannenbergstraße 57 ebenfalls ab 18.30 Uhr.

Wer weitere Informationen haben möchte oder spenden möchte kann auch das verlinkte Dokument nutzen.

Text: Ernst Kisters

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