Jede Zahl hat einen Namen
EF-Sowi-Kurs besucht die Ausstellung der Seebrücke „Flucht über das Mittelmeer“
Im sozialwissenschaftlichen Unterricht der Oberstufe wird die Asylpolitik als ein Beispiel europäischer Problembehandlung durchgenommen. Lehrerin Julia Haustein hat in diesem Zusammenhang die Ausstellung „Flucht über das Mittelmeer“ der Organisation Seebrücke im Foyer der benachbarten Stadtbibliothek besucht. Nicola Vogel berichtet von dem Besuch und ihren Eindrücken:
Schülerbericht von Nicola Vogel
In einem Land, in dem es mittlerweile normal ist, dass die AfD über 30% der Stimmen bei Landtagswahlen bekommt, ist genau eine Sache besonders wichtig:
Die politische Aufklärung der Jugend. Und da die 9. Stunde an einem Montag nicht unbedingt die beliebteste Zeit für spröde Textarbeit ist, entschied sich unser SoWi Kurs mit Frau Haustein am vergangenen Wochenanfang den Klassenraum nach draußen zu verlegen und die benachbarte Ausstellung im Foyer der Stadtbibliothek zu besuchen. Mit der Leitfrage: „Helfen Empathie und Mitgefühl gegen Rechtsextremismus?" im Hinterkopf, betrachten wir also mit Schrecken die Realität vieler geflüchteter Menschen: die Flucht über das Mittelmeer.
Wenn ich die Begriffe „Flucht“ und „Migration“ höre, muss ich zugegebenermaßen erstmal an 2015 und die Folgen denken: viele empörte Bürger diskutierten über Sicherheit, Arbeitsplätze, Wohnraum und Angst vor Überfremdung. Woran ich bisher nicht dachte, sind 30.000 Menschenleben. 30.000 hilfsbedürftige Menschen sind seit 2014 elendig im Mittelmeer ertrunken. Die Ausstellung zeigt mit Fotos und einem Rettungsboot, was dort auf dem Mittelmeer täglich passiert. Die Geschichten bleiben nicht gesichtslos, mit Bildern und Namen wird auf spezifische Opfer aufmerksam gemacht und meterlange Namenslisten machen einem das Ausmaß erst so richtig bewusst.
Ähnlich war auch die Stimmung des Sowi-Kurses, bedrückt und geschockt. Selten hört man noch von den Missständen im Mittelmeer, nie hat man bewusst mitbekommen, dass die EU so wenig tut und trotz Vereinbarungen die Küstenwache so wenig macht, dass Privatorganisationen (sogenannte NGO's) alles tun müssen, um doch noch Menschen vor ihrem tödlichen Schicksal zu bewahren.
Die Ausstellung ist noch bis zum 21. September im Foyer der Stadtbibliothek ausgestellt und hat es geschafft, uns allen eine neue Perspektive aufzuzeigen. Unser Kurs empfiehlt allen einen Besuch nebenan. Mehr Informationen unter https://www.vhs-moers.de/die-ausstellung-der-seebruecke-flucht-ueber-das-mittelmeer-wurde-eroeffnet/
Text: Nicola Vogel, EF
Fotos: Julia Haustein
— [Daniel Heisig-Pitzen]