Tolle Erfahrungen in Frankreich: Felix und seine französischen Mitschüler.

Felix Krahl berichtet vom Schüleraustausch in Frankreich

Nachdem das Adolfinum und die damalige Klasse 9d für drei Monate französischen Besuch von Austauschschüler Cornelius hatte, galt es nun für Felix Krahl (Einführungsphase) seinen dreimonatigen Aufenthalt im Rahmen des Brigitte-Sauzay-Programms anzutreten. Im Folgenden berichtet Felix von einigen Eindrücken aus seiner Frankreichzeit.

Felix' Zuhause auf Zeit: ein altes bretonisches Haus in Nevran.

Mein Teil des Brigitte-Sauzay-Programms begann nach einem gemeinsamen Urlaub mit meinem Bruder und meinen Eltern in der Bretagne in der letzten Woche der Sommerferien.

Am 20. August fuhren wir nach Pontivy (zirka 15.000 Einwohner), wo wir uns mit Cornelius und seiner Familie verabredet hatten. Schon vor dem Parken sprang Cornelius vor Wiedersehensfreude aus dem Auto. Nachdem wir uns fünf Monate nicht gesehen hatten, war die Freude bei allen groß. Zuerst spazierten wir durch Pontivy, wo ich die nächsten Wochen zur Schule gehen sollte, später fuhren wir zu meinem neuen „Zuhause“ in Silfiac (ca. 450 Einwohner, 25 km von Pontivy). Dort zeigten uns die Constant-Piots zunächst ihr Haus, welches in Nevran (17 Einwohner, 3,5 km von Silfiac) liegt und mein Bett. Ich lernte seine drei Brüder kennen, die ich bislang nur von Bildern und Erzählungen kannte. Nach einem schönen gemeinsamen Essen und Gesprächen mit Händen und Füßen, verabschiedeten sich meine Eltern und mein Bruder und fuhren nach Hause.

Für mich begann eine spannende und richtig tolle Zeit. Meine Gastfamilie hatte sich vor zirka zehn Jahren bewusst dafür entschieden, auf dem Land zu leben und ein Leben auf ökologischer Basis zu führen. Ich lebte von nun an in einem alten bretonischen Haus in Nevran mit einem riesigen Garten und Nutzgarten, mit eigenen Kartoffeln, Obst, Gemüse und Kräutern, sowie einem eigenen Wald, in dem das Holz, was die Familie zum Heizen nutzt, gewonnen wurde. Ihr Grundstück war ungefähr 1,5 Hektar groß. Ich half bei der Kartoffelernte und bei der Honigherstellung. Ich lernte kennen, wie sich die Nachbarschaft auf dem Land bei der Ernte hilft.

55 Minuten lange Schulstunden, Frontalunterricht und Ganztagsschule: Felix' französische Klasse.

Ich lernte jedoch auch meinen deutschen Schulalltag zu schätzen. Denn nach einer Woche ging es zur Schule. Frühes Aufstehen, mit dem Schulbus nach Pontivy und dann 55 Minuten lange Schulstunden im wesentlichen Frontalunterricht und Ganztagsschule. Am Unterricht beteiligt sich kaum jemand und auch in den Fremdsprachen ist der gesprochene Anteil gering.

Cornelius Freunde wurden schnell auch meine Freunde… Einige wohnen sogar im Internat der Schule, da ihr Schulweg noch weiter war als der von Cornelius. In den Mittagspausen gingen wir gemeinsam in der Schulmensa essen. Und am Nachmittag gegen 18 Uhr fuhren wir mit dem Schulbus wieder nach Hause. Es gibt nach Silfiac nur den einen Schulbus, der morgens um 07:10 Uhr und nachmittags um 17:45 Uhr fährt. Mal länger in der Stadt bleiben, war ohne Hilfe der Eltern nicht möglich, da es kaum öffentliche Buslinien gibt, zumindest nicht nach Silfiac. Freunde treffen geht für Cornelius eigentlich nur am Wochenende oder in den Ferien, da Entfernungen von 50 Kilometern keine Seltenheit sind. Zuhause angekommen sind wir zweimal in der Woche noch zum Fußballtraining nach Guémené-Sur-Scorff (1.100 Einwohner, 13 km von Silfiac) oder Cléguérec (2.900 Einwohner, 11 km von Silfiac) gefahren und danach waren zumindest für Cornelius noch die Hausaufgaben zu erledigen. Ich versuchte natürlich auch, sie anzufertigen, um so viel wie möglich zu lernen, doch es gelang mir nicht immer. Dies war aber nicht schlimm und die französischen Lehrer zeigten Verständnis.

Ich war vor allem in den ersten Wochen abends völlig erledigt, denn ständig französisch zu sprechen, war richtig anstrengend. Sprachlich fand ich mich allerdings dank des guten Französischunterrichtes bei uns ;-) wirklich schnell zurecht und konnte Gesprächen schnell folgen.

Meine Gasteltern Marie-Charlotte und Olivier und auch meine Gastbrüder Phileas (8), Melchior (14) und Albert (18) nahmen sich viel Zeit für mich. Ich habe viele Familienmitglieder bei Wochenendtrips nach Paris, dort wohnt Marie-Charlottes Familie und dort studiert jetzt mein ältester Gastbruder, und Rouen, dort wohnt Oliviers Bruder, kennengelernt. Zuhause hatten wir häufig Besuch, so zum Beispiel von den Großeltern Constant und der spanischen Freundin meines Gastbruders, Paula. In der gemeinsamen Zeit bestätigten sich natürlich auch eine Menge Klischees über die Franzosen, manche aber auch nicht.

Der Abschied kam viel zu schnell und war traurig, aber wir haben uns vorgenommen, uns auf jeden Fall wieder zu treffen. Vor allem der Abschied von meinem kleinen Gastbruder Phileas, fiel mir und ihm schwer, er schlief am letzten Abend bei mir im Zimmer. In den Wochen sind mir Cornelius Freunde, aber insbesondere seine ganze Familie sehr ans Herz gewachsen und ich freue mich, sie bald wiederzusehen.

Für mich war dieser Austausch eine ganz tolle Erfahrung, ich habe sicherlich auch sprachlich eine Menge gelernt, aber auch die Zeit in einer Familie zu verbringen, die so völlig anders lebt als meine eigene Familie, war unglaublich spannend. Ich kann jedem nur empfehlen, einen solchen Austausch zu machen.

Text & Fotos: Felix Krahl (Einführungsphase).

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