Eine Unternehmensberatung für die evangelische Kirche in Moers
Superintendent Wolfram Syben zu Gast im Unterricht
Ende März war Superintendent Wolfram Syben - früher selbst Lehrer am Adolfinum - im evangelischen Religionskurs der Einführungsphase zu Gast. Die Schülerinnen und Schüler und Kurslehrerin Maren König hatten Syben eingeladen, um gemeinsam mit ihm Stärken, Schwächen, Bedrohungen und Möglichkeiten der evangelischen Kirchengemeinde Moers in Moers in den Blick zu nehmen. Ida Dudeck und Lukas Toepper berichten.
Am 23. März 2023 hatte unser evangelischer Religionskurs ein „Interview“ mit dem Superintendenten des Kirchenkreises Moers, Wolfram Syben, vereinbart. Wir durften ihm diverse Fragen stellen. Zuvor hatten wir uns mit den Stärken, Schwächen, Bedrohungen und Möglichkeiten der evangelischen Kirchengemeinde Moers auseinandergesetzt und eine SWOT Analyse angefertigt. Die Analyse wird vor allem im Prozess zur Planung von Unternehmensentwicklung und zur Unternehmensanalyse genutzt. Hierbei werden nun die einzelnen Bereiche gemeinsam analysiert, um sich einen Überblick zu verschaffen, wo das Unternehmen steht und wie sie den nächsten Schritt gehen können.
Unsere Analysen der Stärken, Schwächen, Bedrohungen und Möglichkeiten der evangelischen Kirchengemeinde in Moers ergaben die folgenden wesentlichen Punkte:
Die vorrangige Stärke der EKD ist die Nächstenliebe. Die Kirche setzt sich für das Wohl aller ein. Dies wird vor allem anhand Investitionen in soziale Projekte, wie die Obdachlosenhilfe, deutlich. Des Weiteren bezahlt die Evangelische Kirche Schulen und Kita's, sowie die Kinder- und Jugendarbeit, und ermöglicht somit die Bildung und Betreuung vieler Kinder und Jugendlicher.
Die wesentliche Bedrohung der EKD ist die rückläufige Mitgliederzahl und der damit verbundene Einbruch der Steuereinnahmen. Jedes arbeitende Kirchenmitglied zahlt Steuern. Doch durch Austritte, Todesfällen oder die sozio-demokratische Entwicklung, generiert die Kirche weniger Steuereinnahmen, wodurch sie weniger Geld in ihre Stärken investieren kann. Die Abnahme der Kirchenmitgliederzahlen, sowie die Abwendung von institutionellen religiösen Gemeinschaften gefährden daher den Erhalt der momentanen Angebote. Entsprechend gerät die EKD in einen Teufelskreis, da die Abnahme der Mitglieder zu weniger Angeboten führt. Dies sorgt wiederum für eine Abnahme der Mitglieder, die für weniger Angebote sorgt und so weiter.
Auffällige Schwächen der EKD sind, dass die Kirche insbesondere von Jugendlichen vielfach als altmodisch angesehen wird. Vor allem junge Leute finden die Vermittlung der Inhalte und den Ablauf von Gottesdiensten langweilig. Die Evangelische Kirche ist außerdem nicht ansprechend auf modernen Kanälen vertreten bzw. nicht bekannt. So kommt es dazu, dass sie wenig junges Publikum erreicht. Das stellt ein Problem dar, da ältere Person, die die Mehrheit der Mitgliederzahlen ausmachen, sterben und keine neuen, jungen Mitglieder dazu kommen. Wird die jüngere Generation nicht erreicht, erzählt diese ihren Kindern nichts mehr von der Kirche und sie gerät in Vergessenheit. Des Weiteren liegt ein Problem der EKD darin, die heterogenen Interessen der älteren Menschen, mit den Interessen der jüngeren Menschen zu verknüpfen.
Jedoch gibt es einen Ausweg. Möglichkeiten der EKD sind nämlich beispielsweise jüngeres Publikum durch gezielte Events, zu späteren Uhrzeiten oder an einem anderen Tag zu erreichen. Außerdem muss die EKD-Reichweite in den Sozialen Medien generieren, um präsenter zu sein und somit zu erreichen, dass sich in Zukunft mehr Menschen für die Kirche interessieren. Viele verknüpfen den Gottesdienst auch mit etwas Altmodischen und sehen deshalb davon ab, diesen zu besuchen. Durch eine Umstrukturierung und indem man den klassischen Gottesdienst interessanter und interaktiver, asynchron und digitaler gestaltet, wird wahrscheinlich eine größere Gruppe erreicht.
Diese Ergebnisse haben wir in Form einer Präsentation mit Herrn Syben geteilt, um seine Meinung zu dem Thema zu erfahren. In den meisten Punkten hat er uns zugestimmt und wir haben längere Zeit zusammen an Lösungen für die Probleme der EKD im Kirchenkreis gearbeitet. Es war spannend, seine Expertensicht auf die einzelnen Punkte zu bekommen. Herr Syben ist oft auf unsere Ideen und Anmerkungen eingegangen und wir haben zusammen überlegt, was getan werden muss, um die Kirche vor allem für Jugendliche „attraktiver“ zu machen. Schlussendlich kamen wir zu dem Ergebnis, dass die Präsenz in den Sozialen Medien eines der größten Probleme ist, die man dadurch lösen kann, dass jüngere Leute den Content produzieren sollten, um auch ein jüngeres Publikum erreichen zu können.
Er erzählte uns außerdem von vielen bereits vorhandenen Angeboten, welche uns vorher gar nicht so bewusst waren. Außerdem ist es sehr schwer Gottesdienste oder andere Angebote „moderner“ für Jugendliche zu machen, da es genug Kirchenmitglieder gibt, die den Gottesdienst so mögen, wie er ist.
Anschließend waren wir frei, wirklich alles zu fragen. Ob es um das Gehalt eines Pfarrers, seine Tätigkeiten, seine Zufriedenheit, seine Zukunftsängste oder Erklärungen zu anderen Themen ging, Herr Syben ist keiner Frage ausgewichen. Wir haben unter anderem gefragt, wie er zu seinem Beruf gekommen ist, was für Tätigkeiten der Beruf mit sich bringt, welche Nachteile der Beruf mit sich bringt, ob die Kirche offen für Veränderungen ist usw.. Es wurde schnell klar, wie engagiert Herr Syben ist und wie viel Freude ihm sein Beruf bringt. Beispielsweise hat ihm gefallen, dass man bei diesem Beruf viel mit Menschen zu tun hat. Abschließend kann man sagen, dass wir sehr interessante Gespräche geführt haben und viel über die aktuelle Situation der Kirche dazugelernt haben.
Text: Ida Dudeck & Lukas Toepper (Eph) | Fotos: Maren König.
— [Thomas Kozianka]