9e testete Geschichts-Apps

Spätestens seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie haben digitale Medien einen immer größer werdenden Einfluss auf das Schulleben. Diese Entwicklung macht auch vor dem Fach Geschichte nicht halt: In den letzten Jahren sind immer mehr Apps erschienen, die die Geschichte von Personen oder Orten mithilfe von Augmented-Reality (Englisch für „erweiterte Realität“) erfahrbar machen sollen.

Carola Klebuch, Erik Moß, Justus Paul, Jonas Frankenbusch und Jan Hukav testen die Funktionen der „Stolpersteine NRW“-App.

Gerade in Zeiten, in denen die letzten Zeitzeugen der nationalsozialistischen Terrorherrschaft versterben, versprechen diese Apps eine sinnvolle Erweiterung für den Geschichtsunterricht. Doch halten sie auch, was sie versprechen? Dieser anspruchsvollen Fragestellung hat sich die Klasse 9e im Rahmen einer Unterrichtsreihe zum Nationalsozialismus gewidmet.

Getestet wurde zunächst die „WDR AR 1933-1945“-App, die vom Westdeutschen Rundfunk herausgegeben wurde. Die App beinhaltet digitalisierte Zeitzeugeninterviews, die die Schülerinnen und Schülern mit Handys oder Tablets wie Hologramme im Klassenraum erleben können.

Im Anschluss testeten die Schülerinnen und Schüler die App „Stolpersteine NRW: Gegen das Vergessen“, die ebenfalls vom WDR herausgegeben wurde. Das Projekt ermöglicht es, alle rund 15.000 in NRW verlegten Stolpersteine mithilfe einer GPS-Navigationsfunktion zu finden. Darüber hinaus können über die App weiterführende biographische Daten, Illustrationen, Fotos und Hörspiele zu den einzelnen Steinen aufgerufen werden, die z.T. per AR-Technik angezeigt werden.

 

Text und Fotos: Daniel Schirra

Testbericht zur „WDR AR 1933-1945“-App von Jan Hukav und Aaron Nickl:

Die „WDR AR 1933-1945“-App behandelt den Zeitraum von 1933 bis 1945 und umfasst die folgenden Themenbereiche: „Mit 18 an die Front“, „Anne Frank“, „Kriegskinder“. Bei unserem Test haben wir uns hauptsächlich mit dem Kapitel „Anne Frank“ beschäftigt.

Die App kann man leicht über den Playstore herunterladen und installieren. Außerdem ist sie einfach zu bedienen und übersichtlich. Insgesamt bietet sie viele praktische Funktionen, die uns Schülerinnen und Schülern ein interessantes Lernerlebnis bieten können.

Eine der spannendsten Funktionen sind die Zeitzeugeninterviews, welche man (wenn vorhanden) mit einer Kamera in einem Bereich seiner Wahl einblenden kann. Auf diese Weise werden die Erlebnisse der Zeitzeugen sehr gut nachvollziehbar. Durch die gut zu erkennende Mimik und Gestik konnten wir uns in die Emotionen und Geschichten der Zeitzeugen besser hineinversetzen.

Jedoch gibt es auch Nachteile: Es besteht die Möglichkeit, dass man den jeweiligen Zeitzeugen an einem unangemessenen Orten erscheinen lassen kann. Es besteht die Gefahr, dass sich Menschen so über einen Zeitzeugen lustig machen. Dies ist geschmacklos und schrecklich.

Ein weiterer Nachteil ist, dass die App leider nicht mit Apple-TV kompatibel zu sein scheint, obwohl sie eine große Auswahl an Wiedergabemöglichkeiten bietet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die App im Schulischen sowie im Privaten eine ausgezeichnete Informationsquelle ist, die viele innovative Eigenschaften zu bieten hat, jedoch sind diese mit Vorsicht zu genießen, da diese auch leicht missbraucht werden könnten.

Testbericht zur „Stolpersteine NRW-App“ von Carola Klebuch:

Passend zum Thema im Unterricht, bei dem wir die deutsche Geschichte von 1933 bis 1945 behandelten, haben wir die Stolpersteine in der Moerser Innenstadt untersucht. Mithilfe der Stolpersteine-App des WDR konnten wir weitere Informationen über die Personen hinter den Steinen erhalten.

Von unserem Schulgebäude aus haben wir die Navigationsfunktion der App genutzt, um die Stolpersteine der Familie Bähr zu finden. Die Stolpersteine liegen vor dem Rathaus, obwohl sie dort nicht gewohnt hatten. Normalerweise liegen die Stolpersteine nämlich vor dem letzten freigewählten Wohnort der Opfer des NS-Regimes. Da Hermann Bähr jedoch der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Moers war, gab man den Erinnerungspunkten der Familie einen besonderen Standort. Auf den Stolpersteinen ist das Jahr der Deportation und der Ort der Ermordung notiert. Allerdings variieren die Daten teilweise, je nachdem, wie viel man zu den Personen rekonstruieren konnte.

An dieser Stelle kam erneut die App ins Spiel. Auf der App kann man nun den Stolperstein auswählen und die Biografie der entsprechenden Person mithilfe von Texten und Bildern besser nachvollziehen.

Unseren nächsten Halt machten wir vor einem ehemaligen „Judenhaus“ in der Kirchstraße. Dort mussten jüdische Familien vor ihrer Deportation unter unwürdigen Bedingungen leben. Auch hier fanden wir Stolpersteine mithilfe der App. Direkt vor dem „Judenhaus“ wird an Martha Buschhoff erinnert. Auch diesen Stolperstein haben wir mit der App genauer untersucht. Hier war sogar der Monat der Ermordung auf dem Stolperstein notiert.

Doch die App ist noch zu viel mehr im Stande: Mit der Navigationsfunktion kann man sich nicht nur zu Stolpersteinen in Moers, sondern in ganz NRW leiten lassen. Weiterhin kann man sich mit der Augmented-Reality-Funktion den Stolperstein sogar in das Klassenzimmer holen oder vor Ort eine virtuelle Kerze zur Anteilnahme anzünden.

Leider hat die App aber auch noch Verbesserungspotenzial: Wir fanden es sehr schade, dass man nur allgemeine Informationen zur damaligen Zeit bekommt und nicht detaillierte Hintergründe zur Person selbst. Wir verstehen allerdings auch, dass es leider nicht mehr zu jedem Menschen verlässliche Unterlagen gibt.

Die App hat sich in ihrer derzeitigen Form als guter Anfang bewiesen, jedoch ist sich die 9e einig, dass in ihr viel Potenzial steckt, noch besser über dieses Thema zu informieren.

Zum Abschluss noch ein kleiner Aufruf: Gehen Sie mit offenen Augen durch die Stadt oder auch durch ganz NRW, denn überall sind Stolpersteine zu finden, hinter denen Menschen stehen, die dem NS-Regime zum Opfer gefallen sind, nur weil sie nicht der Ideologie entsprachen. Lassen Sie uns das nicht vergessen und einen Moment innehalten, wenn wir an einem Stolperstein vorbeikommen, denn auch ohne die App weiß man, wie sich die Dinge ereignet haben und vor allem, dass sie sich nicht wiederholen sollten!

— []

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