Adolfinum fördert begabte Schüler
Erweiterungsprojekt begeistert erneut
Was bitteschön macht ein Astronaut, wenn er in seinem Raumanzug einen "Weltraumspaziergang" unternimmt und es, sagen wir mal, am Kinn juckt? Astronauten sind zwar harte Kerle, aber mit dem dicken Handschuh durch den Helm kratzen, das schaffen auch sie nicht. Deshalb ist im Helm ein Klettstreifen angebracht, an dem der Astronaut sich schön reiben kann. Das und viel mehr wissen Merle Hiller, Nele Beyken und Anastasia Höpfner. Die Sechstklässlerinnen des Gymnasiums Adolfinum haben sich im Rahmen des "Erweiterungsprojekts" der Schule mit der Raumfahrt befasst. Gestern präsentierten sie zusammen mit 28 weiteren Mädchen und Jungen der Klassen sechs die Ergebnisse ihrer Arbeit vor Mitschülern und Eltern.
Beim "Erweiterungsprojekt", im Schuljargon EWP genannt, dürfen sich Schüler aus dem normalen Unterricht ausklinken und an Themen arbeiten, die sie sich selbst aussuchen. Seit 17 Jahren gibt es das am Adolfinum. "Als wir damals angefangen haben, war das Neuland, es hatte Pilotcharakter." Von "hochbegabten" Schülern möchte Lehrer Ernst Kisters, der das EWP koordiniert nicht reden. "Es sind aber schon stärker begabte Schüler".
Die EWP-Themenpalette ist enorm. Timo Otto (8d) hat sich mit Stammzellenforschung befasst, Luca Hoffmann (6b) mit der "Faszination Meeresleuchten", Jakob Wittenbron (7b) mit "Kinderrechten und ihrer heutigen Achtung" - nur drei Beispiele von vielen. Julius Fischer hat zum zweiten Mal beim EWP mitgemacht. Seine Leidenschaft gilt der Musik. Vergangenes Jahr befasste sich der Siebtklässler mit Beatboxing - dem Erzeugen von Percussions- und anderen Klängen mit dem Mund und einem Mikrofon. In diesem Jahr hat sich Julius mit dem Songwirting befasst - "von der Idee bis zum Ohrwurm". Er hat einen Songtext geschrieben und sich dazu eine Melodie ausgedacht. Das Ganze hat er zur eigenen Keyboardbegleitung eingespielt. Weil er sich gesampelter Klänge bediente, könnte man meinen eine komplette Band wäre dabei. Und wie fabriziert man nun einen Ohrwurm? Ein bestimmtes "Rezept" gebe es zwar nicht, sagt Julius - "Das ist ein künstlerischer Prozess". Aber: "Es gibt Akkordfolgen, die häufig in der Popmusik vorkommen."
Kein EWP ohne die abschließende Präsentation: Mithilfe von Powerpoint-Präsentationen erzählen die Schüler in kurzen Vorträgen vor Publikum von ihren Projekten. Die Raumfahrt-Mädels Merle, Nele und Anastasia führten dabei gestern auch den "Raumanzug" vor, den sie gebastelt haben. "Ein echter Anzug ist 140 Kilo schwer", erklärte Nele. Zusammen mit Merle und Anastasia war sie sogar am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln gewesen. "Der Bruder von meinem Onkel arbeitet da", sagte Anastasia. Sie selbst war die Spezialistin für Astronautenkost. Zum Beispiel werden Pekannüsse gerne mit ins All genommen. "Sie haben viel Eiweiß", erklärte sie. Merle berichtete anhand eines Wirbelsäulenmodells von den Einflüssen der Schwerelosigkeit auf den Körper. "Auf der Erde drückt die Schwerkraft auf die Bandscheiben. In der Schwerelosigkeit dehnen sie sich aus." Ergebnis: Der Mensch ist ein bisschen größer als auf der Erde. Donnerwetter!
Quelle: RP
— [Daniel Heisig-Pitzen]